Lise de La Salle. Die französische Pianistin spielt u. a. Werke von Clara Schumann.
Brucknerfest Linz

Meisterhaft Weiblich

Komponistinnen werden beim heurigen Brucknerfest vor den Vorhang geholt. 

Lang wurde Frauen in der Musik jedes schöpferische Talent abgesprochen. „Eine Componistin wird es niemals geben, nur etwa eine verdruckte Copistin“, meinte noch Hans Bülow, der Uraufführungsdirigent von „Tristan und Isolde“ (1865). Das Internationale Brucknerfest Linz 2023 tritt den Gegenbeweis an. „Aufbruch. Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan“ lautet das Motto des heurigen Festivals. Musik von Frauen bildet den Schwerpunkt des Programms: Mit Emilie Mayer, Dora Pejačević, Florence Price, Amy Beach und Louise Farrenc sind dabei auffallend viele Sinfonikerinnen vertreten. „Emilie Mayer wurde auch als weiblicher Beethoven bezeichnet. Sie war zu Lebzeiten durchaus erfolgreich, geriet aber nach ihrem Tod in Vergessenheit. Wir wollen diesen Frauen wieder ein Podium geben“, sagt Dietmar Kerschbaum, Intendant des Brucknerhauses Linz.

Dass Frauen Klaviermusik oder Lieder komponieren, ging im 19. Jahrhundert vielleicht noch. Ihr Vordringen auf sinfonisches Terrain aber, damals die „erhabenste“ Gattung im Bereich der Instrumentalmusik, kam einer Kampfansage an männliche Domänen gleich. Die meisten hatten es schwer, auf ein Konzertpodium zu kommen. „Der Dirigent Arthur Nikisch wollte Emilie Mayer protegieren. Noch bevor es zur Aufführung ihrer Sinfonie kam, ist er aber überraschend gestorben“, erzählt der Intendant. Als „seltene Erscheinung“ und „Ausnahme“ beschrieb sie die „Neue Berliner Musikzeitung“ noch 1878, denn die „Production“ von Orchesterwerken sei schließlich „Domaine des männlichen Schöpfergeistes“. Da hatte Emilie Mayer bereits acht Sinfonien vorgelegt.

Beim Brucknerfest wird Emilie Mayers erste und die siebente Sinfonie zu hören sein, außerdem die „Faust“-Ouvertüre. Letztere gleich zur feierlichen Eröffnung am 10. September: Gemeinsam mit der aufstrebenden venezolanischen Dirigentin Glass Marcano bringt das Oberösterreichische Jugendsinfonieorchester mit Werken von Emilie Mayer, Louise Farrenc, Augusta Holmès und Ethel Smyth meisterhafte Musik zu Gehör.

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