Der private Bahnbetreiber fühlt sich bei der Abrechnung der Zeitkarten in den Verkehrsverbünden unfair behandelt. Es geht um mehrere Millionen Euro pro Jahr.
Wien. In Salzburg wurden von der privaten Westbahn bereits die Konsequenzen gezogen: Seit 8. Dezember ist das Unternehmen, das mehrheitlich dem Bauindustriellen Hans Peter Haselsteiner und der französischen Staatsbahn SNCF gehört, nicht mehr Mitglied im Salzburger Verkehrsverbund (SVV). Grund dafür sei eine Reihe von gravierenden Benachteiligungen gegenüber den alteingesessenen Verbundsmitgliedern gewesen, so Westbahn-Chef Erich Forster am Montag vor Journalisten. „Newcomer werden in Salzburg bis zu vier Jahre von der Einnahmenaufteilung ausgeschlossen", sagt Forster. Dies, obwohl die Kosten durch die Akzeptanz der Verbundkarten bereits im ersten Jahr anfallen. Ein früherer Erhalt des Geldes sei nur möglich, wenn eine „positive Netznutzung" festgestellt werde. Diese müsste jedoch von den anderen Verkehrsunternehmen - den direkten Konkurrenten - festgestellt werden. "Wir haben hier zwei Jahre lang alles versucht. Jetzt ziehen wir die Konsequenzen", sagt Forster.
Streit um Millionenbetrag
Doch nicht nur in Salzburg sieht sich die Westbahn in den Verkehrsverbünden unfair behandelt. Kritik gibt es auch an Oberösterreich und vor allem am Verkehrsverbund Ostregion (VOR), der Wien, Niederösterreich und das Burgenland umfasst. Dieser ist auch der größte der drei Verbünde, weshalb es hier um einen niedrigen Millionenbetrag für die Westbahn gehe.
Um diese Summe müsste das Unternehmen laut eigenen Berechnungen mehr aus der Abrechnung der Zeitkarten-Erlöse im VOR erhalten. Streitpunkt ist dabei die Art der Abrechnung. So werden im VOR die Erlöse aus Wochen-, Monats- und Jahreskarten je nach angebotener Leistung aufgeteilt. Wer mehr Züge fährt, erhält mehr Geld. Egal, wie stark die Züge genutzt werden. Für Forster ist das eine falsche Aufteilung. „Da es für die Fahrgäste preislich keinen Unterschied macht, werden der Railjet der ÖBB und unsere Züge besonders stark genutzt. Wir haben darüber genaue Zahlen", so Forster. Die Westbahn müsste rund doppelt so viel Geld vom Verbund erhalten. Hinzu komme, dass die ÖBB Geld für Züge (Rex 200) erhalte, die ja von den Ländern Wien und Niederösterreich bestellt und somit bereits finanziert würden.
Beim VOR sieht man die Sache naturgemäß anders. „Die Westbahn ist nach den bekannten Rahmenbedingungen beigetreten. Wir haben über 40 Mitglieder und rechnen nach Leistungsangebot ab, damit auch schwach frequentierte Bus- oder Bahnlinien eine Chance haben. Änderungen dabei würden für alle unsere Mitglieder gelten", so ein Sprecher.
Die Westbahn reagiert nun darauf, dass die Zuschläge für Verbundkartenbesitzer, die derzeit nur unter der Woche gelten, auf das Wochenende ausgedehnt werden. Dies sei wirtschaftlich unumgänglich, so Forster. Beim VOR sieht man darin einen „Selbstausstieg" aus dem Verbund.
(jaz)