Präsident Xi Jinping hat die Entwicklung der Raumfahrt zu einem der wichtigsten Ziele seiner Politik erklärt.
Peking. Es gibt eigentlich nur einen Grund, ein Objekt auf den Mond zu schießen: Eindruck zu schinden. Das ist auch beim Mondmobil „Jadehase“ (Yutu) der Fall. Er ist mit dem Landemodul „Chang'e 3“ am Samstagabend unversehrt auf dem Erdtrabanten gelandet und rollt seit dem frühen Sonntagmorgen über die Mondlandschaft. Auf drei Monate ist seine Mission insgesamt angelegt. Mit dieser Landung ist China nun endgültig zu einer führenden Raumfahrtnation aufgestiegen. Nur den USA und der früheren Sowjetunion war ein solcher Schritt ebenfalls schon einmal gelungen. Die letzte weiche Mondlandung liegt aber 37 Jahre zurück.
Präsident Xi Jinping hat die Entwicklung der Raumfahrt zu einem der wichtigsten Ziele seiner Politik erklärt. So will Peking bis 2020 eine bemannte Raumfahrt aufbauen. Die chinesische Führung verfolgt nicht nur wissenschaftliche und militärische, sondern auch kommerzielle Ziele. „Die chinesische Führung kann Erfolge vorweisen, die den Zusammenhalt im Land stärken“, sagt der australische Weltraumspezialist Morris Jones. Doch das sei nicht alles, so Jones: China beweise mit dieser geglückten Landung zugleich seinen technischen Fortschritt. „Der Jadehase ist für China eine Verkaufsschau.“ Tatsächlich erfährt die Welt auf diese Weise über Chinas Fähigkeiten in der Luft- und Raumfahrttechnik. Die Volksrepublik will künftig auch in diesem Bereich an die Weltspitze rücken. Die Verhandlungen mit der Türkei über den Kauf eines chinesischen Raketenabwehrsystems sind nur ein Vorgeschmack. Das ist zwar etwas anderes als eine Mondmission, doch die Komponenten ähneln sich. Intelligente Software muss mit Düsentriebwerken zusammenarbeiten, um auf Daten zu reagieren, die in Echtzeit einlaufen. Bislang konnte China vor allem mit seinen sehr viel günstigeren Preisen punkten.
Konkurrenz für Airbus und Boeing
Technologisch holt China nun sogar Europa ein. Über ein bemanntes Weltraumprogramm verfügt die europäische Raumagentur ESA bislang nicht. Auch die Mondlandung hat China der EU jetzt voraus. In der Antriebstechnik sind die Russen bislang noch weiter. Chinesische Jets benutzen weitgehend noch russische Düsentriebwerke. Aber auch das wird sich schnell ändern.
So tüfteln chinesische Ingenieure bereits eifrig an eigenen Triebwerken, mit denen sie in der Zivilluftfahrt Airbus und Boeing Konkurrenz machen. Die C919 des chinesischen Flugzeugbauers Commercial Aircraft Corporation (Comac) soll schon 2015 in den Testbetrieb gehen und spätestens bis 2020 auf dem Markt sein. Chinas staatseigene Fluglinien gelten als sichere Abnehmer dieses staatseigenen Passagierflugzeugs. Bis 2029 sollen sie über 4000 Flugzeuge im Wert von einer Drittelmilliarde US-Dollar abgenommen haben.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.12.2013)