Missbrauchsvorwürfe

Was lernt man im #MeToo-Workshop?

Sara Hassan
Sara HassanDie Presse/Clemens Fabry
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Die Expertin für Machtmissbrauch Sara Hassan erklärt, welche Strategien Täter anwenden und was im öffentlichen Diskurs über #MeToo-Fälle falsch läuft.

Sie kommen und gehen in Wellen: Seitdem die #MeToo-Bewegung im Herbst 2017 Hollywood erfasste, brodeln Vorwürfe rund um sexuelle Übergriffe und Machtmissbrauch auch hierzulande in regelmäßigen Abständen hoch. Und das quer durch alle Branchen, ob in Film und Theater, im Sport, in Medienhäusern oder im Spital. In den letzten Wochen sorgten Recherchen und Wortmeldungen aus der Wiener Club- und Technoszene für Aufregung, gegen einen prominenten Journalisten aus der linken Szene wurden schwerwiegende Vorwürfe erhoben, und international rief der Übergriff des spanischen Fußball-Verbandspräsidenten, Luis Rubiales, auf die Nationalspielerin Jennifer Hermoso Empörung hervor. 

Für Sara Hassan, Expertin für Machtmissbrauch und sexuelle Belästigung, sind solche Fälle nicht mehr überraschend, aber oft doch noch schockierend. Sie beobachtet zwar eine gestiegene Sensibilisierung für das Thema, doch die Betroffenenperspektive komme weiterhin zu kurz: „Im öffentlichen Diskurs werden immer noch Argumente angeführt, die eigentlich die Täterperspektive beleuchten. Etwa, wenn es heißt, etwas wäre gar nicht so gemeint oder werde falsch verstanden.“ Gerade der Fall Rubiales sei dafür ein gutes Beispiel: „Dieser Übergriff fand vor der gesamten Weltöffentlichkeit statt, trotzdem wurde von einigen behauptet, das sei ja nicht so gemeint gewesen.“ Ein Argument, das beispielsweise vor dem österreichischen Gleichbehandlungsgesetz, das vor allem Belästigung am Arbeitsplatz thematisiert, nichtig sei. „Demnach ist sexuelle Belästigung nämlich verschul­densunabhängig, das heißt, wie etwas intendiert oder gemeint war, ist rechtlich gesehen irrelevant.“

Nicht nur in Hollywood

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