Chodorkowski: "Fußballvereine werde ich nicht kaufen"

Michail Chodorkowski in Berlin.
Michail Chodorkowski in Berlin.(c) EPA (Michael Kappeler)
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Der begnadigte Exoligarch Michail Chodorkowski will nicht nach Russland zurückkehren und sich auch nicht in die Politik einmischen. Sein Geld reiche zum Leben.

Der aus dem Straflager freigelassene russische Regierungskritiker Michail Chodorkowski will nach eigenen Worten nicht in die Politik gehen. Zugleich bestreitet der 50-Jährige, dass dahinter ein Deal mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin steht. An seine Begnadigung seien keine Bedingungen geknüpft, sagte Chodorkowski in einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit der kremlkritischen Zeitschrift "The New Times", für die er immer wieder aus dem Straflager geschrieben hat.

Er habe jedoch Präsident Wladimir Putin in einem Brief erklärt, dass er nicht politisch tätig werden wolle. Chodorkowski betonte zugleich erneut, dass er das Gnadengesuch an Putin ohne schriftliches Schuldeingeständnis unterzeichnet habe. Dies sei die Schlüsselfrage gewesen bei den Verhandlungen mit dem Kreml. Putin hatte immer wieder auf ein solches Schriftstück Wert gelegt.

Keine Rückkehr nach Russland

Nach Russland will Chodorkowski vorerst nicht zurückkehren: "Dann könnten sie mich ein zweites Mal schon nicht mehr rauslassen, weil es formell viele Gründe gibt, für die man mich festhalten kann", sagte der 50-Jährige. Ein Grund sei eine gegen ihn verhängte und noch gültige Geldstrafe in Höhe von umgerechnet gut 400 Millionen Euro. Das bedeute, dass er bei einer Rückkehr in sein Heimatland womöglich nicht mehr ausreisen dürfe. Er glaube, dass sich Putin mit der Begnadigung auch deshalb leicht getan habe, weil er direkt nach Deutschland ausgereist sei. Auch um eine Rückgabe seiner Anteile an dem zerschlagenen Ölkonzern Yukos wolle er nicht kämpfen, ergänzte Chodorkowski.

Chodorkowski wohnt derzeit im Hotel "Adlon" am Brandenburger Tor. Wo er künftig leben wird, ließ Chodorkowski offen. "Ich hatte bisher noch keine Möglichkeit, mich mit meinen Familienangehörigen zu beraten." Zunächst einmal wolle er in Deutschland bleiben. "Ich habe ein Visum für ein Jahr. Dieses Visum habe ich erst einmal."

"Fußballvereine werde ich nicht kaufen"

Die russische Opposition gegen Putin will der Ex-Milliardär jedenfalls nicht finanzieren. "Ich kenne meine finanziellen Verhältnisse derzeit nicht", meinte Chodorkowski. "Das Geld reicht mir zum Leben. Fußballvereine werde ich nicht kaufen." Über die weiteren Pläne des einst reichsten Mannes Russlands ist bisher wenig bekannt. Der 50-Jährige hat ein Visum, das ihn dazu berechtigt, ein Jahr in Deutschland zu bleiben. Chodorkowskis Frau Inna lebt in der Schweiz. Das Paar hat gemeinsame Kinder. Der älteste Sohn Pawel stammt aus seiner ersten Ehe.

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte den früheren Ölmagnaten und Chef des inzwischen zerschlagenen russischen Öl-Konzerns Yukos am Freitag nach mehr als zehn Jahren Lagerhaft begnadigt. Chodorkowski wurde umgehend aus dem Gefängnis entlassen und reiste überraschend nach Berlin. Ein Sprecher Putins hatte am Samstag gesagt, der frühere Ölmagnat könne jederzeit wieder in seine Heimat kommen.

"Ein unglaubliches Gefühl"

"Nach zehn Jahren jetzt ist das ein unglaubliches Gefühl der Freiheit", sagte Chodorkowski in dem Interview mit "The New Times". "Das Wichtigste ist jetzt: Freiheit, Freiheit, Freiheit." Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sieht nun eine gute Grundlage für weitere Gespräche mit Russland. "Unabhängig davon, was die Motive waren, es sind gute Entscheidungen, die in Moskau in den letzten Tagen gefallen sind", sagte er dem "Tagesspiegel am Sonntag".

Der einstige Widersacher Putins forderte allerdings Deutschland und andere westliche Demokratien auf, das Schicksal von anderen politischen Häftlingen in Russland nicht zu vergessen: "Ich hoffe sehr, dass die Politiker, wenn sie sich mit Wladimir Putin austauschen, daran denken, dass ich nicht der letzte politische Gefangene in Russland war."

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