Vier Szenarien

Freundschaften retten? Wann es sich lohnt und wie es gelingen kann

Wir leben uns auseinander, verlagern unsere Interessen, haben nicht mehr viel miteinander zu tun. Aber oft lohnt es sich, um eine Freundschaft zu kämpfen. Wie es gelingt, sie zu retten.

Menschen kommen in unser Leben und gehen ein Stück des Weges mit uns. Viele bleiben, andere biegen wieder ab, das Leben führt sie in eine andere Richtung als in die unsere. Nicht jede Freundschaft ist schließlich für die Ewigkeit gedacht. Sie alle aber brauchen Pflege, um bestehen zu können. Um viele wäre es schade, würden sie frühzeitig zerbrechen. Wodurch könnte das geschehen? Und wie gelingt es, sie aufrechtzuerhalten? Psychologin Sophie Lauenroth hat Tipps.

Die Prioritäten verschieben sich

Meine gute Freundin, mein guter Freund, bekommt Kinder, findet in der Familie einen neuen Lebensinhalt. Die Beziehung zu Freunden muss dann oft zurückstecken. „Für kinderlose Menschen ist es oft schwierig hinzunehmen, dass der Freund jetzt nicht mehr so viel Zeit hat oder nur mehr über das Kind spricht“, so Lauenroth. Schuldzuweisungen seien hier aber fehl am Platz. Man dürfe durchaus offen über Gefühle sprechen, etwa: „Ich finde es schade, dass du nicht mehr so viel Zeit für mich hast“ – letztendlich liege es aber nicht an den frischgebackenen Eltern, das Bedürfnis, die Einsamkeit des Freundes zu stillen.

„Als guter Freund sollte man Verständnis dafür zeigen, dass die Person – zumindest vorübergehend – andere Prioritäten hat.“ Und wenn die neuen Prioritäten die Arbeit betreffen? Auch hier helfe offene Kommunikation: „Du, lassen wir jetzt die Arbeit Arbeit sein und sprechen wieder über etwas anderes.‘“

Ein unliebsamer Partner

Ich mag den Partner meines guten Freundes nicht. Wie kann ich weiter mit ihm befreundet bleiben? „Am Ende möchte ich ja, dass mein Freund, meine Freundin glücklich ist“, so die Psychologin. Man könne sich ja trotzdem treffen, ohne dass der Partner immer dabei sein muss. Komme er dennoch zu jedem Treffen mit, „kann man in einer jahrelangen Freundschaft durchaus ansprechen, dass man wieder mehr Zeit zu zweit verbringen möchte“.

Ein neuer Wohnort

Dass die Freundin, der Freund wegzieht, man sich physisch nicht mehr nahe ist, bedeute nicht, dass der Kontakt ganz abbrechen muss, so die Psychologin. Noch vor dem Umzug sollte man sich ausmachen, über welche Kanäle man regelmäßig in Kontakt bleiben möchte, empfiehlt sie. Sei es über WhatsApp, Facebook, per Videochat – heutzutage gebe es viele Möglichkeiten. Wichtig sei, dass der Kontakt von beiden Seiten gepflegt werde. „Wenn man merkt, man rennt der Person hinterher, sollte man das offen ansprechen.“ Außerdem könnte man sich ein Datum für ein Treffen vereinbaren, vielleicht auch für einen gemeinsamen Urlaub. Und wie wäre es mit kleinen Überraschungen, einer Postkarte, die sagt „Ich denke an dich und ich vermisse dich“?

Nicht mehr auf einer Wellenlänge

Mein guter Freund entwickelt sich in eine andere Richtung, was seine politische Einstellung betrifft. Seine Ansichten, seine Werte haben sich verschoben. Wie lassen wir das Thema nicht zwischen uns kommen? „Gerade wenn man schon lang miteinander befreundet ist, dann sollte man sich gründlich überlegen, ob man wegen der politischen Ansicht gleich die Freundschaft beendet“, so Lauenroth. Kann ich damit leben, dass er anders denkt als ich? Oder ist das für mich ein No-Go? Wichtig sei, dass man lernt, eine andere Meinung zu akzeptieren, auch wenn sie nicht der eigenen entspricht.

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