Wir lernen sie oft schon im Kindergarten kennen, gehen mit ihnen durch dick und dünn, werden zusammen groß. Wahre Freunde bleiben für die Ewigkeit, heißt es im Volksmund. Aber ist das realistisch?
Willst du meine Freundin sein? Im Kindesalter reichen oft wenige Worte aus, um eine langjährige Freundschaft aufzubauen. So auch bei Karin S., die anonym bleiben möchte. Sie hat ihre beste Freundin in der Volksschule kennengelernt. Einmal im Freundschaftsbuch verewigt, waren die zwei unzertrennlich. Vieles hat sie verbunden. Gemeinsam die Hausübungen erledigen, sich über den ersten Schwarm austauschen und darüber, wie anstrengend die Eltern sind. Aus der kindlichen Leichtigkeit entwickelte sich eine tiefe Freundschaft.
„Wir haben gemeinsam Tanzkurse besucht und hatten immer viel zu reden“, erinnert sich Karin zurück. Doch dann zog sie nach Spanien. Eine Entscheidung, die ihre beste Freundin nie nachvollziehen konnte. „Ich bin eher offen und neugierig, während sie ein Gewohnheitstier ist“, so die 35-Jährige. Ein Umstand, der in der Nähe kaum auffiel, störte auf Distanz umso mehr.
„Mittlerweile sprechen wir über andere Leute und Belangloses. Obwohl wir uns eigentlich mit der Distanz viel mehr zu sagen hätten“, räumt sie ein. Sie wirkt nachdenklich, fast so, als könne sie sich die Entwicklung selbst nicht erklären. Schließlich haben sie in Briefen und Postkarten festgehalten, für immer befreundet zu bleiben. Die offenen Fragen, die gemeinsamen Erinnerungen, ganz unberührt lassen sie Karin nicht. Denn nicht nur die Gespräche seien oberflächlich geworden, selbst die Umarmungen würden sich kühler anfühlen. „Es war schräg für mich, sie diesen Sommer wiederzusehen. Als ich nach Hause gefahren bin, hab ich bereits bei der Begrüßung gemerkt, dass die Verbindung einfach nicht mehr da ist.“