Ball der Philharmoniker: Feiern mit Adlern und Rittern

BALL DER WIENER PHILHARMONIKER 2011
BALL DER WIENER PHILHARMONIKER 2011(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
  • Drucken

Der Philharmonikerball wartet heuer mit einer Neuerung auf: Der Gläserne Saal wird zum Makart-Atelier. „Pompös, aber mit Augenzwinkern.“

Der Anblick erinnert ein wenig an den Life Ball, doch der Schein trügt. Der Adler, dem da gerade die Krallen golden gefärbt werden, hat einen anderen Auftritt vor sich: Er soll am 23.Jänner im Wiener Musikverein schweben. Denn der Philharmonikerball, der Neuerungen traditionell vorsichtig dosiert, hat (nach der Weingalerie des Vorjahrs) für heuer wieder eine solche geplant: Der Gläserne Saal soll zu einem „Makart-Musikatelier“ werden, ganz im Stil des Wiener Ringstraßenkünstlers, der in seinem aufwendig dekorierten Atelier rauschende Feste zu feiern pflegte.

Wie genau das zu den Philharmonikern passt, bedarf der Erklärung. Ausgangspunkt sei die Nutzung des Gläsernen Saals gewesen, erklärt Organisator Andreas Großbauer. Ursprünglich traten dort externe Jazzgruppen auf. Großbauer hatte die Idee eines kleinen „Musikfestivals“, bei dem sich die Philharmoniker mit ihren vielfältigen musikalischen Steckenpferden selbst einbringen können. Das nannte sich bis zum Vorjahr Music Lounge und kam gut an. Dieses Format wolle er nun weiterentwickeln, erklärt Großbauer, sprich: neu verpacken und lokal verankern. „Music Lounge ist ja nicht gerade ein wienerisches Wort.“ So sei man auf Hans Makart mit seinen Atelierfesten gekommen. „Musik war dabei immer wichtig.“

Auch bei seinem berühmten Umzug, den er 1879 zur Silbernen Hochzeit von Kaiser Franz Joseph und Elisabeth über die Ringstraße gestaltete. 14.000 Menschen wirkten damals in von Makart entworfenen historischen Kostümen mit und stellten die verschiedenen Berufsgruppen dar. Philharmoniker waren damals mit von der Partie, genau genommen ein Hornquartett. Für die beiden Festwagen der Jagd war Hornist Josef Schantl beauftragt worden, eine Jagdmusik zusammenzustellen. Da allerdings zu dieser Zeit keine vierstimmigen Jagdfanfaren bekannt waren, komponierte Schantl neue, 50 an der Zahl. Sie sollen künftig auf den Philharmonikerbällen zu hören sein, jedes Jahr zwei. „So“, sagt Großbauer, „hat sich alles zusammengefügt.“

Tanzen auf Teppichmotiv

Aus dem Gläsernen Saal ein Makart'sches Atelier werden zu lassen, daran wird derzeit mit Hochdruck gearbeitet. In den Werkstätten des Theaterservice-Unternehmens Art for Art entstehen Skulpturen wie der Adler (bei Makart ein echtes Tierpräparat), Ritterrüstungen (anno dazumal Fixstarter), eine allegorische Frauenfigur in einer Nussschale mit Hirschgeweihschweif. Daneben werden 450 Quadratmeter Fläche mit Makart-Motiven, die in mehreren Museen gesammelt wurden, bedruckt. Getanzt wird auf Teppichboden – respektive auf einem Teppichmotiv, das auf Tanzbelagbahnen aufgebracht wird. Pompös werde es, verrät Großbauer, „aber mit Augenzwinkern“.

Musikalisch wird es wieder abwechslungsreich. Schlagwerker, ein russischer Erster Geiger oder vier Kontrabassisten des Orchesters treten an, aber auch befreundete Künstler: Symphoniker, Kunstpfeifer Stefan Fleischhacker oder, Großbauers Herkunft geschuldet, die Dornrosen aus der Steiermark.

AUF EINEN BLICK

Der 73. Ball der Wiener Philharmoniker findet am 23.Jänner im Wiener Musikverein statt. Andreas Großbauer, Erster Geiger und seit 2008 Ballchef, hat im Vorjahr eine Weingalerie neu eingeführt, heuer folgt eine Umgestaltung des Gläsernen Saals zu einem Makart-Musikatelier. Der Kartenverkauf startet am 13.Jänner im Kartenbüro der Philharmoniker, Kärntner Ring 12 (Montag–Freitag, 9.30–15.30 Uhr). [ Bruckberger]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.