Ausbildungspflicht fix, Familienbeihilfe steigt stufenweise

APA/HANS PUNZ
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Regierungsklausur: Mit Juli wird die Familienbeihilfe um vier Prozent erhöht. Die Ausbildungspflicht gilt ab 2016. Die Koalition setzt eine Steuerreform-Gruppe ein.

"Es muss etwas zwischen streiten und kuscheln geben können, nämlich arbeiten" - für SP-Bundeskanzler Werner Faymann ist diese Übung bei der Regierungsklausur in Waidhofen/Ybbs "sehr gut" gelungen. Große Neuigkeiten wurden am Dienstag und Mittwoch allerdings nicht beschlossen. So haben SPÖ und ÖVP die schon im Regierungsprogramm vorgesehene Ausbildungspflicht bis 18 fixiert. Gelten soll sie ab September 2016.

Die Ausbildungspflicht richtet sich an all jene, die weder in Ausbildung noch in Beschäftigung sind, also Personen lediglich mit Pflichtschulabschluss. Angesprochen werden so rund 10.000 Jugendliche pro Jahrgang. Bei einem Verstoß gegen die Ausbildungspflicht müssen die Erziehungsberechtigten Verwaltungsstrafen zahlen. Diese orientieren sich in der Höhe an jene für das Schulschwänzen, werden also bei über 400 Euro liegen.

Die Familienbeihilfe wird bis 2018 stufenweise erhöht, wie VP-Vizekanzler Michael Spindelegger ankündigte. Die erste Anhebung um vier Prozent erfolgt am 1. Juli. Für die Jahre 2016 und 2018 ist ein Plus von rund zwei Prozent geplant. Die Beihilfe für behinderte Kinder steigt stärker an (rund 8,5 Prozent). Insgesamt kostet die Anhebung 830 Millionen Euro bis 2018. Zusätzlich bleibt das Schulstartgeld erhalten. Ein konkretes Modell für die Familienbeihilfe will die zuständige VP-Ministerin Sophie Karmasin Ende Jänner präsentieren.

Das Sozialministerium wird 350 Millionen Euro aus seinem Budget zur Förderung älterer Arbeitsloser bereitstellen. Finanziert werden damit unter anderem Lohnsubventionen für Dienstgeber, die ältere Arbeitnehmer bei sich aufnehmen.

Jeweils 100 Millionen Euro sollen heuer und im kommenden Jahr in "Offensivmaßnahmen" zur Stärkung des Wachstums fließen. Dieses Geld soll unter anderem dazu beitragen, Kreditklemmen für mittelständische Unternehmen zu verhindern. Geplant sind branchenweise Finanzierungsgesellschaften, Betriebsansiedlungsinitiativen sowie eine Internationalisierungsoffensive.

Steuerreform-Gruppe eingesetzt

Die Regierung hat am Mittwoch außerdem die im Regierungsprogramm angekündigte Arbeitsgruppe zur Vorbereitung der Steuerreform eingesetzt. Politisch koordinieren soll die Arbeit ein Sechserteam um die Finanzstaatssekretäre Sonja Stessl (SPÖ) und Jochen Danninger (ÖVP).

Die Gruppe soll in weiterer Folge Experten zur Vorbereitung der geplanten Steuerreform einsetzen. Im Regierungsprogramm angekündigt wurde diesbezüglich die Senkung des Eingangssteuersatzes "in Richtung 25 Prozent", die Abflachung der Steuerprogression, die besondere Berücksichtigung von Familien sowie die Harmonisierung und Steuervereinfachung.

Abliefern soll die Arbeitsgruppe ihre Ergebnisse laut Regierungsprogramm bis Jahresende, die legistische Umsetzung ist für 2015 vorgesehen. Wann die Entlastung tatsächlich in Kraft tritt, ist aber unklar, zumal die Regierung für 2016 ein "strukturelles Nulldefizit" anpeilt.

Begleiten soll die Sechsergruppe auch das bereits in Begutachtung geschickte Steuerpaket. Hier fordern die Wirtschaftskammer und der ÖGB noch Änderungen bei der geplanten Reduzierung des Gewinnfreibetrages für Selbstständige sowie bei der Abschaffung der Steuervorteile für "Golden Handshakes".

"Regierungspaare" gehen auf Tour

In Bälde sollen "Regierungspaare" wie Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) oder Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) durch die Lande touren, um die Taten der Regierung zu preisen. Details dazu sollen demnächst präsentiert werden.

(APA/Red.)

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