Randerscheinung

Anreize für das ewige Leben

Florian Asamer
Florian Asamer Carolina Frank
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Man ist so alt, wie man sich fühlt. Und das ist gar nicht so super.

Der Jüngste macht sich so seine Gedanken über das Jenseits: „Es gibt doch da diese Leute, die sich einfrieren lassen.“ „Gibt es die?“, frage ich. „Ja, so Mega-Reiche, damit sie später einmal vom Fortschritt der Medizin profitieren.“ „Du meinst, ihre Leichen einfrieren lassen?“ „Nein, auch so.“ „Lebendig? Nein davon hab’ ich noch nichts gehört.“ „Ich würde das jedenfalls auch gern machen. Stell dir vor, in 50 Jahren, da gibt es dann schon das iPhone 60.“

Das ist natürlich ein logischer Anreiz für das ewige Leben. Ich bin übrigens immer davon ausgegangen, einmal ganz ordentlich zu altern. Weil ich als Jugendlicher und lang auch als Erwachsener so jung ausgeschaut habe, dass ich nicht einmal ein Bier bekommen habe. Da habe ich mir immer gedacht, dafür wird es später besser. Eine Art ausgleichende Gerechtigkeit. Aber so funktioniert das offenbar nicht. Es heißt ja, man ist so alt, wie man sich fühlt. Und ich fühle mich genau wie 52, kein Jahr älter, aber leider auch keines jünger. Und 52 ist gar nicht so super.

Die Buben sind in jeder Hinsicht über­legen, schneller im Kopf und in den Beinen. Dafür bekomme ich jetzt ohne Schwierigkeiten ein Bier. Später kommt dann der Jüngste noch mit einem TikTok-Video zu mir. Darin sieht man einen Makler eine New ­Yorker Hochhaus-Maisonette (im 100. Stock oder so) mit unglaublichem Blick auf den Central Park anpreisen. Ich bekomme schon von hier aus Höhenangst. „Schau einmal die Aussicht!“, ruft mein Sohn begeistert. Das ist wirklich bemerkenswert. Ich glaube nämlich nicht, dass es meinem Sohn bisher aufgefallen wäre, wenn er aus seinem Kinderzimmer vollen Blick auf den Central Park hätte, weil er da noch nie hinausgeschaut hat. Und wenn er dann eingefroren ist, wird er auch nicht damit anfangen. 

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("Die Presse Schaufenster" vom 1.9.23)

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