Syrien-Konferenz: Hindernislauf nach Genf

SWITZERLAND GENEVA 2 PEACE TALKS
SWITZERLAND GENEVA 2 PEACE TALKSAPA/EPA/FABRICE COFFRINI / POOL
  • Drucken

Erst ein monatelanges diplomatisches Tauziehen, dann strandete Syriens Delegation in Athen.

Damaskus/Athen. Der Weg zu dieser Konferenz ist wahrlich ein Hindernislauf: Zuerst war monatelang nicht klar, ob die zweite Syrien-Konferenz in Genf überhaupt stattfinden konnte. Als man endlich fast alle wichtigen Akteure – vor allem das syrische Regime und die Opposition – zur Teilnahme überredet hatte, den Iran ein- und Stunden später wieder ausgeladen hatte, konnte die Anreise am Dienstag beginnen.

Doch die Delegation des syrischen Regimes strandete in Athen, was zu neuerlichen Verwicklungen führte: Von offizieller syrischer Seite hatte es geheißen, die griechischen Behörden würden sich weigern, das Flugzeug zu betanken. Vassilis Alevizopoulos, der Chef der Gewerkschaft für die Zivilluftfahrtangestellten, sagte, das Flugzeug habe zwar landen dürfen, die für die Betankung zuständige Firma habe sich aber geweigert, Treibstoff zu verkaufen und dies mit den EU-Sanktionen gegen Syrien begründet, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete. Den Namen der Firma nannte er nicht.

Die Konferenz soll heute in Montreux am Genfer See starten. Am Freitag wird man an den eigentlichen Tagungsort Genf übersiedeln, dort sind zuvor die meisten Hotelzimmer wegen einer Messe für Luxusuhren belegt worden.

Opposition: Assad muss weg

Ein Erfolg der Konferenz ist allerdings äußerst zweifelhaft. Die syrische Opposition stellte Maximalforderungen auf: „Wir werden nicht weniger als die Entfernung des Kriminellen Bashar al-Assad und einen Wechsel des Regimes akzeptieren“, sagte Badr Jamous, Generalsekretär der Nationalen Koalition. Syriens Diktator, Assad, denkt freilich gar nicht daran, das Feld zu räumen, er will auf der Konferenz vor allem über die „Bekämpfung von Terroristen“ sprechen, sein Synonym für alle Aufständischen. Und so wäre es schon ein Fortschritt, wenn ein begrenzter Waffenstillstand ausgehandelt werden könnte. Der Aufstand in Syrien dauert bereits seit März 2011 an, rund 130.000 Menschen wurden bisher getötet. (Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.01.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

In Trauer: Die Mutter eines britischen Arztes, der in einem syrischen Gefängnis starb
Außenpolitik

Syrien: "Tötungen in industriellem Ausmaß"

Mindestens 11.000 Menschen sollen in syrischen Gefängnissen zu Tode gefoltert worden sein. Ein ehemaliger Fotograf der Armee legte Beweisfotos vor. Rechtsexperten halten die Belege für stichhaltig.
Außenpolitik

Syrische Regierungsdelegation saß in Athen fest

Flugzeug, das mit Verhandlern in die Schweiz unterwegs war, hatte ein "Treibstoffproblem". Der Aufenthalt in Athen dauerte etwa fünf Stunden.
IRAQ UN DIPLOMACY KI-MOON VISIT
Außenpolitik

Syrien-Gespräche: Ban lädt Iran wieder aus

Nach einem Ultimatum der syrischen Oppositon zieht UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon die Einladung an den Iran für die Friedensgespräche in Montreux zurück.
Leitartikel

Syrische Sackgasse: Die Angst vor al-Qaida und ein Stellvertreterkrieg

Für Frieden in Syrien müsste der Machtkampf zwischen Saudis und dem Iran beendet werden. Und Assad weiß, dass der Westen seinen Abgang fürchtet.
Außenpolitik

Syrien: Ausweg aus dem Krieg gesucht

Trotz zahlreicher Friedensbemühungen tobt seit fast drei Jahren eine Schlacht zwischen Regierungstruppen und Rebellenfraktionen. „Die Presse“ beleuchtet drei Szenarien zur Zukunft des Landes.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.