Lebensmittel vor dem Müll retten: Neuer Dachverband

Tafel-Organisationen retten Lebensmittel vor dem Müll
Tafel-Organisationen retten Lebensmittel vor dem MüllClemens Fabry
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Die Tafel-Organisationen in Wien, Salzburg und dem Burgenland haben zur besseren Vernetzung einen Dachverband gegründet.

Fast 100 Tonnen genießbare Lebensmittel haben die heimischen Tafel-Organisationen im Vorjahr vor dem Müll bewahrt und an rund 20.000 Bedürftige verteilt. Das wurde am Donnerstag in Wien anlässlich der Gründung eines Dachverbands berichtet. Die drei Vereine in Wien, dem Burgenland und Salzburg sind somit ab sofort besser vernetzt.

Schätzungsweise 160.000 bis 300.000 Tonnen von genusstauglichen Lebensmitteln würden in Österreich jährlich in Müllcontainern landen, sagte Nadine Zielonke, die Obfrau des Verbands der Österreichischen Tafeln. Gleichzeitig seien immer mehr Menschen von Armut betroffen.

Unterstützung bei Neugründungen

Martin Haiderer, der Gründer der seit bald 15 Jahren bestehenden Wiener Tafel, berichtete, aus der Bundeshauptstadt sei es nicht möglich, kurzlebige Waren in ganz Österreich zu verteilen, außerdem wäre dies auch unökologisch. Der Dachverband will daher bei Neugründungen als Anlaufstelle und Unterstützer fungieren. Ziel sei es, in drei Jahren in allen Bundesländern derartige Organisationen zu haben, hoffte Zielonke.

Andrea Roschek, Vorsitzende der Pannonischen Tafel im Burgenland, erzählte, dass sie bei der Gründung vor sechs Jahren nicht einfach das Wiener Organisationskonzept übernehmen konnte. Dazu seien im Burgenland zu wenige Sozialeinrichtungen als Anlaufstelle für Betroffene vorhanden, die Essensverteilungen wurden daher in private Hände von derzeit 65 ehrenamtlichen Mitarbeitern vergeben. Mittlerweile gebe es drei Ausgabestellen für Lebensmittel in Eisenstadt, Oberpullendorf und Hornstein.

Mehr "versteckte Armut" am Land

Ernst Thomas Fingerl von der Flachgauer Tafel in Salzburg wies ebenfalls darauf hin, dass er im ländlichen Raum mit anderen Problemen zu kämpfen habe als in Wien. Am Land würde es mehr "versteckte Armut" geben. Betroffene müssten in der fehlenden Anonymität kleinerer Gemeinden eine Hemmschwelle überwinden, Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Auch mit den 918 deutschen Tafeln soll die Vernetzung durch den neuen Dachverband ausgebaut werden. Jochen Brühl, Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Tafeln, war zum Anlass der Neugründung nach Wien gereist. Er berichtete, dass der Lebensmittelhandel als wichtiger Warenspender mittlerweile vom "Tafel-Virus" gepackt sei. Dazu begrüßte Tanja Dietrich-Hübner als Leiterin der Nachhaltigkeitsabteilung im REWE-Konzern den neuen Dachverband der Tafeln als "wichtigen Ansprechpartner".

"Behörden dürfen nicht wegschauen"

Haiderer hielt jedoch fest, die Politik sei mit der Gründung des Dachverbandes "nicht aus der Verantwortung entlassen". Er forderte die Behörden auf, geeignete Maßnahmen gegen Armut, Hunger und Lebensmittelverschwendung zu ergreifen und wünschte sich von der Bevölkerung, bei diesen Themen "nicht wegzuschauen".

(APA/red.)

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