Für den verurteilten Ex-Premier ist das junge Alter des designierten Premier ein "gutes Zeichen" - vor allem für die "Erneuerung der regierenden Klasse".
Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi hat dem designierten italienischen Premier am Mittwoch teilweise Rückendeckung für dessen künftige Regierung aus der Opposition heraus zugesagt. Der 39-jährige Chef des sozialdemokratischen Partito Democratico sei halb so alt wie er, "das ist ein gutes Zeichen auch für die Erneuerung der regierenden Klasse", so der 77-jährige laut italienischen Medien.
Der Chef der Rechtspartei Forza Italia hat am Mittwoch für das Treffen mit Renzi im Rahmen dessen Regierungskonsultationen erstmals wieder das Parlament betreten, aus dem er infolge seiner rechtskräftigen Verurteilung im vergangenen Herbst ausgeschlossen worden war. Berlusconi will mit seiner Forza Italia zwar weiterhin in der Opposition bleiben, erklärte nach dem Treffen mit Renzi jedoch, dass er bereit sei Reformen mitzutragen. Zugleich drängte er erneut darauf, dass das zwischen Renzi und Berlusconi vereinbarte neue Wahlgesetz Italicum rasch umgesetzt werde. Die von seinem früheren politischen Weggefährten Angelino Alfano geforderte Änderungen lehnte Berlusconi ab.
Nahverhältnis zu Berlusconi auch negativ
Die Komplimente Berlusconis an die Adresse Renzi dürften diesem aber nicht unbedingt nur nützen. Renzi wird von Kritikern in seiner Partei immer wieder ein zu großes Naheverhältnis zu Berlusconi vorgeworfen. Nach der Einigung zwischen Renzi und Berlusconi über die dringend benötigte Wahlrechtsreform im Jänner war Renzi dafür kritisiert worden, den politisch bereits totgesagten wegen Steuerbetrugs verurteilten Berlusconi rehabilitiert zu haben.
Konsultationen mit Berlusconi und Grillo
Am Mittwoch traf Renzi neben Berlusconi auch den Gründer der Protestbewegung "Fünf Sterne" Beppe Grillo. Damit sind die zweitägigen Konsultationen Renzis mit sämtlichen Parteienvertretern beendet. Bis Ende der Woche will Renzi, der am Montag von Staatspräsident Giorgio Napolitano den Auftrag zur Regierungsbildung erhalten hatte, sein Kabinett präsentieren. Voraussichtlicher Koalitionspartner sind dieselben Regierungspartner seines Vorgängers Enrico Lettas, den er vergangenen Woche in einem innerparteilichen Machtkampf gestürzt hatte. Dazu gehören die Mitte-rechts-Partei NDC (Neue Rechte Mitte) um Angelino Alfano sowie die kleineren Zentrumsparteien Scelta Civica und Popolari per l'Italia.
(APA/ANSA/dpa)