Erfolgsgeneration sucht Nachfolger

OLYMPIA - Olympische Spiele 2014
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Für die Routiniers Mario Stecher und Christoph Bieler könnte Olympia der letzte große Auftritt gewesen sein. Im ÖSV sind die Weichen für den Teamumbau gestellt.

Krasnaja Poljana. Mit besonderem Teamgeist haben Österreichs Kombinierer für einen versöhnlichen Abschluss gesorgt. Trotz einer mageren Weltcupsaison schlugen Lukas Klapfer, Christoph Bieler, Bernhard Gruber und Mario Stecher noch einmal zu und holten im abschließenden Mannschaftsbewerb Bronze. Als Erfolgsgaranten betonte Schlussläufer Stecher anschließend den starken Zusammenhalt in der Mannschaft. So erzählte er, wie der für den Teambewerb nicht nominierte Wilhelm Denifl nach der ersten Enttäuschung gemeinsam mit seinen Kollegen feierte. „Willi hat sich wahnsinnig gefreut. Er ist sofort hergelaufen und hat mich und die anderen umarmt. Daran sieht man einfach, dass wir wirklich eine Mannschaft sind und jeder dem anderen den Erfolg vollauf vergönnt.“

Doch es könnte der letzte große gemeinsame Auftritt dieser Erfolgsgeneration gewesen sein. Für Olympia 2018 ist ein Quartett in dieser Zusammensetzung ausgeschlossen, selbst ein Antreten bei der WM 2015 scheint eher unwahrscheinlich. Zumal die beiden Oldies im Team sich noch nicht zu ihrer weiteren Zukunft geäußert haben. „Ich werde mir das nach der Saison reiflich überlegen und im Sommer entscheiden“, meinte der 36-jährige Stecher. Der gleichaltrige Bieler belässt es vorläufig bei Andeutungen. „Wir sind auf dem Podest gestanden und haben uns angezwinkert und ich glaube, jeder hat gewusst, was das heißt.“

Geht es nach dem ÖSV, sollen die beiden Routiniers noch ein Jahr anhängen und der Jugend beim Aufbau einer neuen Mannschaft helfen. Auch Bernhard Gruber will seine Teamkollegen nicht so einfach in die Pension entlassen. „Ich werde den Alten Gas geben und sagen, Burschen, so können wir nicht aufhören. Jetzt haben wir Lunte gerochen, jetzt geht's erst richtig los“, versprach der 31-jährige Gruber lachend. Er selbst fasste einst an der Seite eines Felix Gottwald Fuß im Kader und möchte seine Erfahrungen von damals nun weitergeben. „Ich werde versuchen, das den Jungen zu vermitteln. So ist das von Generation zu Generation – das ist das Schöne. Es wäre die Krönung, wenn wir in vier Jahren wieder auf dem Podest stehen.“

Cheftrainer Christoph Eugen ist vom Potenzial des Nachwuchses rund um den dreifachen Juniorenweltmeister Philipp Orter, der ebenso wie Martin Fritz einen Fixplatz für die kommende Weltcupsaison hat, überzeugt. „Es kommt schon was nach. Unsere arrivierten Athleten haben jetzt lange genug die Fahne hochgehalten, aber wie man sieht, man braucht sie immer noch. Sie sind immer noch gut für Medaillen“, sagte Eugen. „Bei den Jungen ist es nur eine Frage der Zeit.“

Keine Zukunftssorgen im ÖSV

Für Ernst Vettori, Sportlicher Leiter für Skispringen und Kombination im ÖSV, kann das Alter durchaus auch ein Bonus sein. „Man sieht es ja immer öfters, ein Noriaki Kasai ist noch wesentlich älter und man freut sich, dass auch Athleten mit 40 noch mithalten können. Meine Jungs bei den Kombinierern sind auch schon ein bisserl ein älteres Baujahr, die Jungen brauchen noch ein bisserl. Wenn wir nächstes Jahr einen guten Mix haben, brauchen wir uns für die Zukunft keine Sorgen machen.“

Nach Abschluss „seiner“ insgesamt sieben Bewerbe im RusSki-Gorki-Stadion ist Vettori jedenfalls zufrieden: „Wir wollten eine Medaille in jeder Sparte, das ist uns gelungen. Alles, was man dann noch dazumacht, hängt auch oft vom Glück ab.“ Man habe in den Einzeln der Spezialspringer die Ränge vier, fünf bzw. sieben und acht gemacht, Gruber war einmal Fünfter. „Insgesamt sind es sehr gute Spiele für uns gewesen. Wir werden fleißig weiterarbeiten, es gibt nächstes Jahr schon wieder Weltmeisterschaften. Jetzt haben wir wieder eine gute Basis.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.02.2014)

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