Buzz Aldrin: "Zum Mars und noch weiter hinaus"

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Edwin "Buzz" Aldrin flog im Juli 1969 mit Apollo 11 zum Mond und war gut 20 Minuten nach Neil Armstrong der zweite Mensch, der unseren Nachbarn betrat. "Die Presse" sprach mit dem 84-Jährigen über Mond, Mars und Außerirdische.

Die Augen in diesem markanten, eckigen Gesicht mit der gesunden Farbe und straffen Haut sind klar und von einem reinen, messerscharfen Wasserblau. Sie wölben sich deutlich hervor, wenn er mit Nachdruck spricht, er tut das langsam und in langen, langen Sätzen.

Diese blauen Augen haben vor pechschwarzem Hintergrund jene leicht weißlich durchzogene blaue Scheibe gesehen, die wir Erde nennen, und die gerade am Horizont über der mausgrauen Ebene aufging – denn das hier war der Mond, Juli 1969, und Edwin „Buzz“ Aldrin, der Mann mit den wasserblauen Augen, stand als zweiter Mensch nach Neil Armstrong in dessen Staubwüste.

Am Mittwoch thronte Aldrin hoch über Wien im 58. Stock des neuen DC-Towers, jenes mit 250 Metern Höhe nun höchsten Hauses Österreichs, das unter anderem das schicke Meliá-Vienna-Hotel beherbergt. Man hat ihn als Eröffnungsehrengast geladen, klar, Wolkenkratzer kratzen am Himmel, und dort war Aldrin schon. Jetzt aber lebe er seit Langem in Kalifornien, sagt der 84-Jährige zur „Presse“, daher die gute Farbe. Und dass er sich mindestens einmal liften ließ, gibt er gern zu: Die enormen G-Kräfte bei Raumflügen hätten ihm Hängebacken verpasst, die er habe richten lassen.

In der großartigen Einöde

Gut 22 Stunden waren Armstrong (1930–2012) und Aldrin (*1930) am 20./21. Juli 1969 auf dem Mond, etwa zweieinhalb Stunden davon außerhalb des Landers Eagle in der Region Mare Tranquillitatis, dem Meer der Ruhe. Die Bilder und Töne gingen um die Welt; an Armstrongs Worte „That's one small step for (a) man, one giant leap for mankind“ erinnert man sich mehr als an Aldrins „Beautiful view. Magnificent desolation.“ („Wunderschöne Aussicht. Großartige Einöde.“).

Die Welt war aufgeregt und mondsüchtig, doch nach nur fünf weiteren Landungen war 1972 Schluss mit diesen Apollo-Flügen, Aldrin ging zur Airforce zurück, wo er bis Anfang der 1960er Pilot und Ausbilder gewesen war. Dabei wollten noch in den 70ern viele Experten vorhersehen, dass es bis 2010 auf Luna Hotels geben würde. Wieso also musste Aldrin just in Wien eines eröffnen und nicht dort oben?

„Nun“, sagt Aldrin, „wir hatten nur das Versprechen unseres Präsidenten (Kennedy,Anm.) zu erfüllen, einen Menschen zum Mond und zurück zu bringen. Es gab nicht die Absicht, dort lange zu bleiben, obwohl wir die Möglichkeit gehabt hätten. Es ging darum, hinzufliegen, Fotos zu machen, herumzugehen. Dazu einige Experimente, Steine mitbringen. Wir sollten nichts aufbauen, wo die Leute einander hätten abwechseln können.“

Kalter Krieg, neue Prioritäten

Und so hätten sich die Prioritäten rasch geändert: „Wir fanden, dass wir mit den Saturn-Raketen und Apollo-Schiffen noch anderes tun konnten, etwa das Raumlabor Skylab (1973–79) bauen, an eine russische Sojus-Kapsel ankoppeln (Juli 1975). Wir warteten aufs nächste Großprogramm, doch was kam, war nicht das, was viele erhofft hatten: nämlich tiefere Vorstöße ins All. Wir mussten das Space Shuttle bauen, weil die Russen dabei waren, viele kleine Raumstationen nacheinander hochzubringen.“ Mit dem Shuttle wollte man Teile einer Station, vor allem aber Satelliten leichter hinauf- und herunterbringen können, was aber am Ende eher ein Flop wurde. 2011 wurden die Raumgleiter ausgemustert.

Also hätten der Kalte Krieg, die Atomraketen und Pläne einer Abwehr dagegen bewirkt, dass man die meisten Ressourcen in den erdnahen Raum gesteckt habe, brummt Aldrin und hält seine Hände gefaltet; sie sind mit fetten Siegelringen aus Gold und Silber sowie mit Armbändern aus würfelzuckergroßen Kristallen und bunten Steinen in Totenkopfform schwer behängt. Seine Armbanduhr könnte man zur Not bei der Großkatzenjagd als Wurfgeschoss benutzen.

Interessanterweise rät der eher klein gewachsene Mann mit deutschen, schottischen und schwedischen Wurzeln, der dreimal verheiratet war und sich zuletzt 2012 scheiden ließ, nun von bemannten Mondflügen ab: Aktuell planen die USA für die 2020er solche Flüge, mit neuen Raketen und dem Orion-Schiff, allesamt vergrößerte Versionen des Apollo-Programms.

Zum Mond? Zum Mars!

Aldrin möchte Menschen vielmehr auf dem Mars sehen, auf dessen Mond Phobos, auf Flügen zu den Gasplaneten und zu Asteroiden. Der Mond sei kommerziell uninteressant, Reisen dorthin würden nur „alten Ruhm aufwärmen“. Seine Ideen schildert Aldrin, der im Koreakrieg (1950–53) zwei MiG-15 abschoss und 1951 Wien besucht hatte, so: „Wenn wir zum Mond wollen, stehen wir schon im Wettbewerb mit China, Russland, Indien, Japan, Europa. Vor allem die Chinesen sind stark, ihre Ressourcen – Geld! – sind heute größer als unsere. Wenn wir uns aus dem heraushalten und dafür den anderen helfen mit unserer Erfahrung, könnten wir eine Harmonie zwischen den Ländern schaffen. Wir aber würden unsere Kapazitäten schonen und nur einzelne Aktivitäten auf dem Mond setzen, die Basis für ein Sprungbrett zu ferneren Zielen wären. Während die anderen große bemannte Mondprogramme entwickeln, könnten wir uns von denen etwas abschauen und uns auf ein Transportsystem zum Mars und noch weiter konzentrieren.“

Tatsächlich planen die USA Mitte der 2030er bemannte Marsflüge. Mars und Phobos findet Aldrin, der Bücher schrieb und in Spielfilmen auftrat (etwa 2011 in „Transformers: Dark of the Moon“) auch deshalb so interessant, weil dort Raumsonden seit 1998 zwei Felsformationen fanden, die den Monolithen aus den Science-Fiction-Filmen „2001“ und „2010“ extrem gleichen – diese Monolithen sind mysteriöse quaderförmige Objekte, mit denen unbekannt bleibende Außerirdische irgendwie die menschliche Entwicklung verfolgen und beeinflussen. Geologen wollen die Entstehung der Gebilde auf Mars und Phobos erklären können.

„Haben Sie Ufos gesehen?“

Aldrin spielte sich in „Transformers“ selbst und erzählt darin, dass er und Armstrong 1969 auf dem Mond ein abgestürztes fremdes Raumschiff gefunden hätten, dies aber verschweigen mussten. In der realen Welt kursieren tatsächlich Gerüchte, wonach Aldrin „etwas“ gesehen habe. Immerhin haben mehrere Astronauten von Ufos berichtet; Gordon Cooper, der 1963 im Mercury-Programm um die Erde flog, ging mit seiner Geschichte sogar vor ein Komitee der UNO.

Haben sie Ufos gesehen, Buzz? „Nicht, dass ich wüsste“, erwidert er nach kurzer Pause. „Sie kennen Carl Sagan, den großen Astronomen? (1934–96) Er begriff, wie sehr der Mensch im Kosmos eine Seltenheit ist, und dass Leben im All dünn gestreut sein muss. Von ihm stammt der wichtige Satz: ,Außergewöhnliche Behauptungen brauchen außergewöhnliche Beweise.‘ Da es eine außergewöhnliche Behauptung ist zu sagen, dass ein fremdes Wesen nahe der Erde sei, muss man außergewöhnlich gute Beweise dafür haben. Und ehrlich: Die hat man nicht. Leute machen sich mit so etwas meist nur wichtig.“

ZUR PERSON

www.Gespräch im Original:diepresse.com/aldrinEdwin „Buzz“ Aldrin (*20. 1. 1930, New Jersey) war Kampfpilot und Astronaut der Nasa. Er umkreiste November 1966 mit Gemini 12 die Erde, landete am 20. Juli 1969 mit Neil Armstrong auf dem Mond (Apollo 11, der Rückflug startete tags darauf). Aldrin war danach bei Airforce und Nasa, rang mit Depressionen und Alkohol, machte aber eine schillernde Privatkarriere. Das „Buzz“ ist auf seine Schwester zurückzuführen, die als Kind „brother“ als „buzzer“ aussprach.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2014)

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