Österreichs Nationalteam will im Klagenfurter Wörthersee-Stadion zeigen, dass man auch gegen eine Klassemannschaft wie Uruguay bestehen kann.
Klagenfurt/Wien. Druck in dem Sinn muss Österreichs Fußballteamchef Marcel Koller nicht machen. Die ÖFB-Auswahl duelliert sich zwar am Mittwoch in Klagenfurt in aller Freundschaft mit Uruguay (20.30 Uhr, live ORF eins), aber für Rot-Weiß-Rot ist das keine WM-Generalprobe. Marcel Koller hat mehr Zeit, für ihn beginnt höchstens der Countdown für die im September beginnende EM-Qualifikation. Der Schweizer selbst sagt, der habe bereits nach dem Ausscheiden gegen Schweden begonnen. Gegen Färöer war Charakter gefragt, gegen die US-Auswahl bedankte sich die Mannschaft mit einem Sieg – schließlich ist Koller den Österreichern als Teamchef erhalten geblieben.
Deutschlands Bundestrainer Joachim Löw hat 100 Tage vor WM-Beginn seinen Spielern die Rute ins Fenster gestellt. „Die Uhr tickt“, sagt er. Jeder, der nach Brasilien will, müsse vermehrt an sich arbeiten, Löw erwartet auch eine professionelle Lebensführung. Und es ist verständlich, dass der Trainer jener Auswahl, von der die Deutschen den Weltmeistertitel erhoffen bzw. verlangen, auch einen Sieg gegen Chile einfordert.
Alaba: „Nicht verstecken“
Auch die Österreicher messen sich mit Südamerikanern. Einen Erfolg aber kann und will Koller freilich nicht ankündigen. das wäre auch vermessen, schließlich ist Uruguay die Nummer sieben der aktuellen Fifa-Weltrangliste. Und kreuzt in Klagenfurt mit Superstars wie Luis Suarez oder Rodriguez auf. Solche Kaliber hat ein Marcel Koller nicht zur Verfügung. Und auch keine Mannschaft, die über WM-Endrunden-Erfahrung verfügt.
Österreichs Teamchef hat großen Respekt vor dem Gegner. Koller redet niemanden stärker, als er ist, er ist von Realismus geprägt. Die Kurzcharakteristik von Uruguay: „Gute Technik, defensive Stabilität, gute Kombinationen.“ Und: „Die ganze Mannschaft ist bereit, defensiv zu arbeiten.“ Das könne man nicht von jeder südamerikanischen Auswahl behaupten.
Am Tag vor einem Länderspiel spricht aber auch stets der Kapitän. Das ist Tradition, das war auch in Klagenfurt so. Für Christian Fuchs geht es vor allem darum, den positiven Trend beizubehalten. „Wir wollen den eingeschlagenen Weg fortsetzen.“ Der Test gegen Uruguay sei eine wichtige Bestandsaufnahme. „Es geht gegen Weltklassespieler, da gilt es dagegenzuhalten.“ Weil irgendwie hat man in Freundschaftsspielen etwas gutzumachen. „Wir wollen unsere Bilanz in Freundschaftsspielen verbessern.“
Auch David Alaba blickt dem Match optimistisch entgegen. „Wir wollen sehen, wo wir stehen. Wir brauchen uns nicht zu verstecken, wir wissen, was wir können. In den letzten Jahren haben wir viele Schritte nach vorn gemacht“, sagt der Bayern-Legionär. Liverpool-Legionär Luis Suarez sieht er nicht wirklich als Bedrohung. Fuchs: „Dann beißen wir eben auch einmal zurück.“
Für Christian Fuchs bedeutet das Länderspiel eine willkommene Abwechslung nach den jüngsten Debakeln mit Schalke gegen Real Madrid und Bayern München. „Muss man sich so abschlachten lassen?“ Aber mit Schalke wollte sich der 27-Jährige im Trainingslehrgang nicht weiter beschäftigen. Für ihn zählt nur die Gegenwart – und die heißt Uruguay. Er selbst glaubt übrigens daran, dass die EM-Qualifikation machbar ist. Man müsse sich beispielsweise an der starken Leistung in der ersten Hälfte beim 1:2 in Schweden orientieren. „Aber das waren alles nur Teilerfolge. Der große Erfolg ist bisher ausgeblieben.“
Österreich: Almer (Energie Cottbus/13 Länderspiele; Garics (Bologna/38/2 Tore), Prödl (Werder Bremen/44/4), Dragović (Dynamo Kiew/27), Fuchs (Schalke 04/60/1); Kavlak (Besiktas/29/1), Alaba (Bayern München/31/6); Harnik (Stuttgart/42/10), Junuzović (Werder/29/4), Arnautović (Stoke City/ 32/7); Janko (Trabzonspor/37/16). Uruguay: Muslera (Galatasaray/55); M. Pereira (Benfica Lissabon/87/3), Lugano (West Bromwich/91/9), Godin (Atletico Madrid/75/4), Fucile (Porto/40); Lodeiro (Botafogo/24/3), Rios (Monarcas Morelia/52), Gargano (Parma/60/1), Rodriguez (Atletico Madrid/70/8); Suarez (Liverpool/76/39), Stuani (Espanyol/7/2).
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2014)