Mipim-Awards 2014: Tanzende Türme, Reiher und Oliven

In Cannes wurden im März 2014 die besten Immobilien der Welt ausgezeichnet. Österreichische Beispiele finden sich heuer keine unter den Nominierten.

Während in Hollywood die „Award-Saison“ mit den Oscars gerade zu Ende gegangen ist, steht der Höhepunkt für die Immobilienbranche erst noch bevor: Am 13. März 2014 wurden in Cannes die Mipim-Awards vergeben, an die weltweit besten Projekte in den sieben Kategorien Stadtentwicklung, Green Buildings, Büroimmobilien, Shoppingcenter, Zukunftsprojekte, Wohngebäude und Sanierungen.

Jury- und Publikumswertung

Bereits seit 1991 gibt es die Awards. Zum Sieger gekürt werden die Nominierten von den Messebesuchern und einer Jury, der unter dem Vorsitz von CBRE-Europachef Michael Strong neben dem deutschen EU-Energiekommissar Günther Ettinger sieben Immobilienexperten aus Frankreich, Italien, Singapur, Deutschland, Russland, England und Schweden angehören. Das Projekt, das dieser illustren Runde am besten gefällt, wird neben den jeweiligen Kategoriesiegern mit einem Jurypreis ausgezeichnet, und auch das Ergebnis der Online-Publikumsbefragung wird mit einem „People's Choice Award“ zusätzlich gewürdigt.

Österreich ist bei den insgesamt 28 nominierten Projekten – vier pro Kategorie – heuer nur indirekt vertreten. Zwar stehen die in der Kategorie „Büro- und Geschäftsimmobilien“ nominierten „Tanzenden Türme“ am Eingang der Reeperbahn im deutschen Hamburg, entwickelt wurde das Büroensemble aber von der Strabag Property and Facility Service (PFS). Durchsetzen müssen sich die beiden Türme mit dem Knick in ihrer Kategorie gegen so namhafte Projekte wie die UN City in Kopenhagen, das Sixty-Bürogebäude in London und den „Sandcrawler“ – einen Bürokomplex in Singapur, der einem Wüstenfahrzeug aus den Star-Wars-Filmen nachempfunden ist und passenderweise auch die Büros von Lucasfilm – der Firma des gleichnamigen Star-Wars-Erfinders – beherbergt.

Die Lieblingsnachbarn gehen auch in einer weiteren Kategorie an den Start – mit dem Kö-Bogen in Düsseldorf ist das Projekt des New Yorker Stararchitekten Daniel Libeskind in der Sparte Stadterneuerung nominiert. Hier muss der Komplex aus Einzelhandels- und Büroflächen, mit dessen Erbauung eine Hochstraße samt ihrem Verkehrsaufkommen unter die Erde verlegt wurde, unter anderem gegen das britische Battersea-Power-Station-Projekt antreten. Dieses lässt auf dem 15 Hektar großen Gelände eines stillgelegten Kohlekraftwerks einen Bezirk mit Wohnungen, Büros, Geschäften und Freizeiteinrichtungen entstehen.

Bei den Green Buildings wiederum konkurrieren Projekte wie das belgische Balk van Beel mit 106 Niedrigenergie-Wohneinheiten und das norwegische Østensjøveien 27, ein sechsgeschoßiges Passivhaus, das nur einen halb so großen CO2-Fußabdruck hinterlässt wie das durchschnittliche norwegische Gebäude, mit dem französischen Majunga-Turm, der auf jedem seiner 39 Stockwerke Außenflächen mit insgesamt 2000 Quadratmetern vorweisen kann. Noch mehr Freiluftfläche bieten nur noch die Singapore Gardens, die mit ihren Supertree-Bauten als vierter Bewerber in der Kategorie zur Wahl stehen.

Besonders gelungene Sanierungen hat die Jury heuer in den USA, Frankreich, den Niederlanden und Estland ausgemacht: Hier sind ein Hotel (in Marseille), ein Bürokomplex (Madison), ein Bahnhofskomplex (Den Haag) und ein Hafengebäude aufwendig ihren neuen Bestimmungen zugeführt und in der Kategorie „Restaurierte Gebäude“ nominiert worden.

Bei den Wohnimmobilien stehen weltweit derzeit offensichtlich bildhafte Namen hoch im Kurs: So wurden in dieser Kategorie die Gebäude „The Heron“ (der Reiher) in London, „The Carve“ (der Einschnitt) in Oslo und „The Oliv“ (die Olive) in Singapore nominiert. Etwas aus der Reihe tanzen da die Balcons urbaine in der französischen Hauptstadt, die aber nichtsdestoweniger als vierter Anwärter in dieser Kategorie nominiert sind.

Blick in die Zukunft

Dass Größe nicht immer ausschlaggebend ist, zeigt sich bei den Nominierungen für die besten Shoppingcenter. Hier treten verhältnismäßig kleine Komplexe wie das Poznan City Center in der gleichnamigen polnischen Stadt mit nur 58.000 Quadratmetern gegen das gleich fünfmal so große Projekt Center 66 im chinesischen Wuxi und das mit 120.000 Quadratmetern in der Mitte liegende Emporia Shopping Center im schwedischen Malmö an.

Und die Zukunft? Die ortet man heuer in Taiwan, Schweden, Mexiko und China. Die nominierten Projekte wie das Ballett der Türme im mexikanischen Monterrey oder die Residenzen im taiwanesischen Hualien sind spektakulär und zukunftsweisend und dürften das Fachpublikum wohl ebenso begeistern wie die Jury.

AUF EINEN BLICK

Die Mipim-Awards werden seit 1991 vergeben. Es sind insgesamt 28 Projekte in den sieben Kategorien Stadtentwicklung, Green Buildings, Büroimmobilien, Shoppingcenter, Zukunftsprojekte, Wohngebäude und Sanierungen nominiert, die Wahl der jeweiligen Kategoriesieger erfolgt im Rahmen einer Jury- und Publikumswertung. Hinzu kommt ein People's Choice Award und ein Jury-Award.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Immobilien-News

Mipim Trends 2015: Positive Signale für die Branche

Zu wenige Immobilien am Markt: Investoren kaufen zunehmend Beteiligungen an Immobilienunternehmen.
Mipim-Awards 2015

Die Gewinner stehen fest

Immobilien-News

Investmentmarkt: Regional schlägt international

Auf der Mipim hat sich die vergangenen Tage die Immobilienbranche getroffen.
Wohnen

Mipim Awards: Vierzig Anwärter, zehn Trophäen

In Cannes werden auch heuer wieder die besten Immobilienprojekte der Welt ausgezeichnet. Objekte aus 22 Ländern wetteifern um die begehrten Preise, die im Rahmen einer Jury- und Publikumswertung ermittelt werden.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.