Investmentmarkt: Regional schlägt international

Auf der Mipim hat sich die vergangenen Tage die Immobilienbranche getroffen.

Laut vorläufigen Berechnungen des Beratungsunternehmens Jones Lang Lassalle (JLL) belief sich das weltweite Transaktionsvolumen bei Direktinvestition in Gewerbeimmobilien im Vorjahr auf 700 Milliarden Dollar (rund 629 Mrd. Euro), das entspricht einem Plus von 18 Prozent im Vergleich zu 2013. Vor allem das vierte Quartal setzte mit einem Rekordhoch von 218 Milliarden Dollar (rund 196 Mrd. Euro) dabei einen neuen Standard. Mit ähnlichen Steigerungsraten rechnen die Analysten für das heurige Jahr zwar nicht, sehr wohl aber, „dass Direktinvestitionen in einem Umfeld niedriger Zinsen weiterhin attraktiv bleiben“, sagt Arthur de Haast, Lead Director International Capital Group bei JLL. „Für 2015 gehen wir von einem Transaktionsvolumen zwischen 730 und 750 Milliarden Dollar aus, das wäre der sechste jährliche Anstieg in Folge.“

Heimatmarkt bevorzugt

Ein ähnliches Bild zeichnet der aktuelle „Global Investor Sentiment Report“ von Collier International, einer Umfrage unter 600 Investoren weltweit. „Der Risikoappetit, den die Investoren im Vorjahr gezeigt haben, wird auch heuer andauern. Ein nicht unerheblicher Teil davon plant sogar, das eigene Risikoprofil noch einmal nach oben zu schrauben“, schreiben die Studienautoren. Wie aus der Erhebung hervorgeht, gilt dies jedoch nicht uneingeschränkt. Demnach will sich der überwiegende Teil der Investoren bei ihren Engagements – ähnlich wie im Vorjahr – auf die eigene Region beschränken, lediglich 14 Prozent überlegen, mehr als 50 Prozent ihrer gesamten Veranlagungen in einem internationaleren Umfeld zu streuen. Mit 46 Prozent die größte Bereitschaft dazu zeigen asiatische Anleger, während sich beispielsweise bei Australiern und Neuseeländern mit 15 Prozent dieses Bedürfnis in engen Grenzen hält.

Ein Trend der sich ebenfalls 2015 fortsetzen wird, ist der Zufluss an Kapital in die vier sogenannten Super-Cities. Dazu gehören London, New York, Paris und Tokio – laut JLL flossen rund ein Fünftel der gesamten Gewerbeimmobiliendirektinvestitionen von fünf Billionen US-Dollar der vergangenen zehn Jahre allein in diese vier Städte. Allerdings gehen die Analysten davon aus, dass deren Dominanz sich in den kommenden Jahren abschwächen wird und vermehrt Metropolen aus der zweiten Reihe zum Zug kommen sollen.

Vor allem in Europa war diese Tendenz bereits im Vorjahr erkennbar: Während etwa die Anzahl der Transaktionen in London und Paris im Vergleich zu 2013 um 17 Prozent zurückging, konnten die 20 nächstgrößten Investitionsziele zusammen um 37 Prozent zulegen. JLL hebt in diesem Zusammenhang Städte wie Düsseldorf, Hamburg, München, Amsterdam, Oslo und Kopenhagen besonders hervor.

Krisen schüren Unsicherheit

Hinter den allgemein guten Aussichten für den globalen Immobilienmarkt lauern aber auch Risken. Investoren sollten in diesem Zusammenhang unter anderem die weiteren Entwicklungen in der Ukraine und Griechenland, aber auch den Ölpreis und mögliche Deflationstendenzen in Europa nicht aus den Augen verlieren. Darauf verweist Cushman & Wakefield in einer aktuellen Studie. Dank anziehender US-Wirtschaft und des weiterhin niedrigen Zinsumfelds, werde der Gewerbeimmobilienmarkt 2015 jedoch wohl sein bestes Jahr seit 2007 erleben, prognostizieren die Experten. (ebe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Immobilien-News

Mipim Trends 2015: Positive Signale für die Branche

Zu wenige Immobilien am Markt: Investoren kaufen zunehmend Beteiligungen an Immobilienunternehmen.
Mipim-Awards 2015

Die Gewinner stehen fest

Wohnen

Mipim Awards: Vierzig Anwärter, zehn Trophäen

In Cannes werden auch heuer wieder die besten Immobilienprojekte der Welt ausgezeichnet. Objekte aus 22 Ländern wetteifern um die begehrten Preise, die im Rahmen einer Jury- und Publikumswertung ermittelt werden.
Immobilien-News

Zentral-/Südosteuropa: Der Optimismus kehrt zurück

Polen ist zwar nach wie vor ihr Liebkind, zunehmend werden Investoren aber auch wieder auf die umliegenden Länder in der Region aufmerksam. Nicht alle profitieren davon in gleicher Weise.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.