Europa League: Basel und das logische Erfolgssystem

FC Basel
FC Basel(c) REUTERS (RUBEN SPRICH)
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Salzburgs Konkurrent FC Basel nimmt in vielerlei Hinsicht eine Vorbildrolle ein. Der Klub vertraut konsequent der Jugend und beweist auf dem Transfermarkt großes Geschick.

So attraktiv Red Bull Salzburg, in dieser Saison auch spielen mag – der heimische Branchenprimus ist international längst noch kein Straßenfeger. Wenn heute Abend in Basel das Hinspiel zum Europa-League-Achtelfinale steigt, werden viele Fans des Schweizer Serienmeisters einen weiten Bogen um die schmucke Heimstätte, den St.-Jakob-Park, machen.

„Salzburg?“, fragt ein Anhänger des FCB in der Basler Altstadt. „Natürlich sehe ich mir das Spiel an, allerdings nur im Fernsehen. Wenn ich ins Stadion gehe, dann gegen große Klubs wie gegen Real Madrid oder bei prestigeträchtigen Spielen wie gegen die Zürcher Teams.“

Stefan, 29, ist ein waschechter Basler, verfolgt das Geschehen rund um den Klub seit 15 Jahren. Er kann sich mit den Rotblauen identifizieren, wie so viele der 170.000 Einwohner. „Der FC Basel“, sagt er, „ist das Herzstück dieser Stadt.“

Die jüngere Vergangenheit war für den Klub, der 1893 gegründet wurde, von außergewöhnlichen Erfolgen geprägt. Seit 2010 gewann man ununterbrochen die Meisterschaft, zudem zweimal den Cup. Und dann gab es da noch unvergessene Sternstunden auf dem europäischen Parkett. Manchester United wurde vor heimischen Publikum genauso besiegt wie Bayern München und der FC Chelsea. Der gemeine Basel-Fan ist also durchaus erfolgsverwöhnt, da klingt Salzburg nicht nach großem Fußball.

Transferweltmeister

Der FC Basel nimmt in der Schweiz eine ähnliche Stellung ein wie Bayern München in Deutschland. Der Klub hebt sich in vielerlei Hinsicht von der nationalen Konkurrenz ab. Etwa punkto Budget, Spielerqualität und medialer Strahlkraft. Landesweite Sympathiepunkte sammelt der Verein unter Fußballfans dadurch naturgemäß nicht. Die seltenen Siege der gegnerischen Teams werden wie Meisterschaften gefeiert. Neidisch blicken etwa Grasshoppers Zürich oder Young Boys Bern nach Basel, wo seit vielen Jahren Transferpolitik im großen Stil betrieben wird. In den vergangenen zehn Jahren wurde die Vereinskasse kräftig aufgefüllt, unter dem Strich steht ein Plus von knapp 51 Millionen Euro. Etwa so viel stand bei Red Bull Salzburg im Vergleichszeitraum als Transferminus zu Buche.

Das Basler Erfolgsrezept basiert auf zwei Säulen: Vor jeder Saison reichert der Klub die Kampfmannschaft mit jungen Talente aus dem eigenen Nachwuchs an. Zumeist sind es zwei bis drei Spieler zwischen 17 und 21 Jahren. Während anderswo Rohdiamanten nicht ausreichend geschliffen werden und auf der Ersatzbank an Glanz verlieren, schenkt der FC Basel der Jugend sein volles Vertrauen. Die Schweizer Nationalspieler Xherdan Shakiri (heute Bayern München) und Granit Xhaka (Mönchengladbach) dienen als Paradebeispiele für den eingeschlagenen Weg. „Du musst die Jungs spielen lassen. Wie sollen sie sonst je besser werden?“, sagt Trainer Murat Yakin. Hinzu kommt, dass der Klub exzellentes Scouting praktiziert. Gesichtet wird praktisch überall auf dem Erdball, von Südamerika bis zum arabischen Raum. Der Ägypter Mohamed Salah etwa erwies sich als Goldgriff. Im Sommer 2012 um 2,5 Millionen Euro von Arab Contractors SC nach Basel gelotst, schlug der Flügelspieler voll ein. Der Rest ist Geschichte: Chelsea überwies für Salah vor wenigen Wochen 13,2 Millionen Euro auf ein Schweizer Konto, noch nie zuvor hatte ein Spieler um so viel Geld einen Schweizer Klub verlassen.

Vielen Baslern blutet bei solchen Abgängen das Herz. Auch der Verkauf von Aleksandar Dragović im Sommer 2013 an Dinamo Kiew hat eine Lücke hinterlassen. „Ein toller Fußballer, wir haben ihn geliebt“, erinnert sich FCB-Fan Stefan – und schmunzelt. „Aber wenn wir Basler eines können, dann solche Lücken wieder zu schließen.“


MÖGLICHE AUFSTELLUNGEN

Basel: Sommer/Ajeti, Suchy, Sauro, Safari/P. Degen, Serey Die/Frei, Elneny, Stocker/Diaz, Streller/Sio.
Salzburg:Gulacsi/Schwegler, Ramalho, Hinteregger, Svento/Kampl, Leitgeb, Ilsanker, Mane/Zulj, Soriano.
Zusatz: Alan fällt mit Muskelfaserriss aus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.03.2014)

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