Warum Best Practices oft genauso wenig helfen wie Benchmarks.
Von den Besten lernen. Das klingt gut: eifrig und fast ein wenig demütig. Also wird die Suche nach Best Practices eröffnet, nach gelungenen Lösungen in anderen Unternehmen.
Doch diese Art, mit Copy and paste Modelle zu übernehmen, ist nichts für Anfänger. Denn nur selten sind Best-Practice-Beispiele über die spezielle Situation hinaus gültig. Dazu kommt: Was in der Vergangenheit funktioniert hat, könnte in der Gegenwart ein gravierender Fehler sein.
Wer nach Best Practice sucht, offenbart seine Haltung: Sie ist zurückblickend, nicht vorausschauend. Natürlich: Es ist sinnlos, Vorhandenes nochmals zu entwickeln. Zudem gebührt jenen Respekt, die ein Best Practice erarbeitet haben. Aber: Genuin Neues fördern Best Practices kaum.
Damit verhalten sie sich ähnlich wie Benchmarks, der Kennzahlenvergleich mit anderen Unternehmen. Ursprünglich dazu gedacht, Schwachstellen im eigenen Haus sichtbar zu machen, sorgt Benchmarking mittlerweile für Nivellierung und Annäherung an den Durchschnitt. Denn wer nach Benchmarks ruft, meint vielfach nur: „Schauen wir von der Konkurrenz ab. Das ist einfacher, als uns selbst den Kopf zu zerbrechen."
E-Mails an: michael.koettritsch@diepresse.com
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2014)