Türkische Regierung will offenbar auch Google sperren

GERMANY TECHNOLOGY CEBIT FAIR
GERMANY TECHNOLOGY CEBIT FAIR(c) EPA (JOECHEN�LUEBKE)
  • Drucken

Der Suchmaschinen-Riese erhielt mehrere Hinweise, dass die Regierung in Ankara die Website-Anfragen von türkischen Google-Nutzern umleitet.

Nach dem sozialen Netzwerk Twitter und dem Videoportal Youtube nimmt der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan bei seinen Internetsperren nun offenbar auch die Suchmaschine Google ins Visier. Der US-Konzern erhielt nach eigenen Angaben mehrere Hinweise, dass die Regierung in Ankara die Website-Anfragen von türkischen Google-Nutzern umleitet.

Die "Mehrheit" der türkischen Internetanbieter hätten dazu sogenannte DNS-Server manipuliert, schrieb Google-Ingenieur Steven Carstensen am Wochenende auf dem Firmenblog. Das Domain Name System (DNS) ist einer der wichtigsten Standards im Internet und sorgt dafür, dass Nutzer bei der Eingabe von Internetadressen auf die richtige Seite geleitet werden. Im Prinzip funktionieren die DNS-Server wie ein Telefonbuch des Internets. Auf Druck Ankaras sollen die türkischen Anbieter nun Adressverzeichnisse verwenden, die sich als DNS-Server von Google ausgeben.

"Stellen Sie sich vor, dass jemand Ihr Telefonbuch durch ein anderes ersetzt, das genau so aussieht wie zuvor, außer das einige Einträge die falschen Nummern anzeigen", schrieb Carstensen. Die Regierung kann damit den Zugriff von Nutzern auf unliebsame Internetseiten blockieren.

Korruptionsvorwürfe gegem Erdogan

Über Twitter und Youtube waren in der Türkei Korruptionsvorwürfe gegen Erdogans Regierung verbreitet worden. Bürgerrechtler und die EU übten heftige Kritik an den Internetsperren. Bei den türkischen Kommunalwahlen am Wochenende konnte die islamisch-konservative Regierungspartei AKP trotzdem einen Erdrutschsieg einfahren.

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Kommentare

Eine simple Rechnung für Premier Erdoğan

Der ökonomische Aufschwung hat der AKP den Erfolg beschert.
Erdogan und seine Frau Emine grüßen Anhänger nach dem Wahlsieg
Außenpolitik

Türkei: Erdogan droht nach Wahlsieg seinen Gegnern

Der Premier holt nach dem in der Höhe unerwarteten Wahlsieg zum verbalen Schlag gegen seine Feinde aus: Sie würden nun "den Preis zahlen" müssen dafür, dass sie ihn unter anderem der Korruption beschuldigt hatten.
Turkey's Prime Minister Tayyip Erdogan waves hand to supporters during the municipal elections outside a polling station in Istanbul
Außenpolitik

Türkei: Erdoğan siegt bei Schicksalswahl

Bei den Kommunalwahlen kann die Partei des Ministerpräsidenten ihre Konkurrenten weit hinter sich lassen. Er spricht vom "Hochzeitstag der neuen Türkei". Sein Erfolg kommt für viele Beobachter überraschend.
Die Regierung Recep Tayyip Erdogans lässt YouTube sperren
Internet

Türkei: Regierung lässt YouTube sperren

Nur einen Tag nach Aufhebung der Twitter-Sperre lässt die Regierung YouTube sperren. Das sei eine "administrative Maßnahme".
Internet

Türkische Regierung will Ende der Twitter-Sperre umsetzen

Der türkische Ministerpräsident hatte angeordnet, Twitter zu sperren. Ein Gericht ordnete die Aufhebung der Sperre an.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.