Mobilfunk: Behörde will Handybetrug stoppen

Handy, Diebstahl, Betruf, Rechnung
Handy, Diebstahl, Betruf, Rechnung(c) REUTERS (FEISAL OMAR)
  • Drucken

Der spektakuläre Handydiebstahl in Barcelona mit anschließender Horrorrechnung ist kein Einzelfall. Deshalb schaltet sich nun der Telekom-Regulator ein.

Wien. Da staunte der Vorarlberger Student nicht schlecht: Das Handy war zwar weg, das wurde ihm Mitte Februar während eines Urlaubs in Barcelona gestohlen. Aber die Rechnung kam jetzt prompt. Und sie macht 17.000 Euro aus. Die Telekom Austria verlangt allerdings nach der Androhung rechtlicher Schritte in Kulanz nur mehr 500 Euro von dem Studenten. Da der Diebstahl eines Handys mit anschließender Horrorrechnung kein Einzelfall ist, schaltet sich nun der Telekom-Regulator ein. Er will in Zusammenarbeit mit der entsprechenden spanischen Behörde eine Lösung finden und den Betrügereien einen Riegel vorschieben.

„Das Problem ist uns bekannt“, sagt der Chef der Rundfunk- und Telekom-Regulierungs GmbH (RTR), Johannes Gungl. Schon seit Längerem fielen bei der Schlichtungsstelle Beschwerden nach Handydiebstählen in Barcelona mit sehr hohen Rechnungen auf. „Um diesen offensichtlich groß angelegten Betrügereien den Riegel vorzuschieben, muss man ganz oben ansetzen. Wir werden unsere internationalen Beziehungen nützen und den spanischen Regulator kontaktieren. Wir wollen klären, weshalb es in Spanien möglich ist, von einer einzigen SIM-Karte gleichzeitig zahlreiche Verbindungen abzusetzen, und etwaige Maßnahmen diskutieren bzw. anregen“, erklärte Gungl am Mittwoch.

55.000 Euro Roaminggebühren

Der bisher schlimmste Fall ereignete sich schon 2012, wie aus dem Bericht der Streitschlichter hervorgeht: Damals wurde einem Österreicher das Handy bei der Maturareise geklaut. Nach einem Kontrollanruf von einem geborgten Handy meinte er, sein Gerät sei abgeschaltet und unterließ daher die Sperre. Was sich als fatal erwies: Auf der folgenden Rechnung schienen 55.000 Euro für Roamingverbindungen auf. Auf dem Kulanzweg musste der Geschädigte nur 509 Euro zahlen.

Das Interesse der Diebe gelte offensichtlich den SIM-Karten und nicht den Endgeräten, heißt es bei der RTR. Um in sehr kurzer Zeit – beim aktuellen Fall dauerte es nur vier Stunden, in denen der Student 200 Stunden telefoniert haben soll – das Datenvolumen und damit die Kosten so explodieren zu lassen, gibt es laut RTR mehrere Möglichkeiten. Allen ist gemein, dass – so wie in echten Konferenzschaltungen – ausgehend von einer Handynummer mehrere parallele Verbindungen aufgebaut werden. Damit vervielfachen sich die Anrufzeiten und die Kosten. Zu mehreren gleichzeitigen Verbindungen könne es auch kommen, wenn Rufumleitungen gesetzt werden: Gespräche kommen dann nicht mehr auf das Handy, sondern werden bereits in der Vermittlungsstelle des heimischen Betreibers umgeleitet.

Laut AK-Konsumentenschützer Paul Rusching schalteten sich die Betrüger mittels eines SIM-Box-Programms zwischen zwei Telefongesellschaften und bauten dann computergestützt eine Vielzahl an Verbindungen auf. Für die Telefonminuten – die eigentlich nie stattgefunden hätten – kassiere dann der zweite Netzbetreiber bzw. die dahinterstehenden Betrüger.

Die Sprachroamingverbindungen könnten laut RTR je nach Konfiguration mit oder ohne Involvierung des Heimatnetzbetreibers aufgebaut werden. Warnsysteme des Anbieters in der Heimat können jedoch nur im ersten Fall greifen.

Kunde haftet bis zur Sperre

Bei der Telekom (A1) verweist man auf die gültigen Geschäftsbedingungen. Demnach haftet der Kunde bei Verlust oder Diebstahl der SIM-Karte so lange, bis die Meldung, den Code zu sperren bzw. zu ändern, eintreffe. In dem konkreten Fall habe man das Handy des Studenten sofort gesperrt, nachdem die hohen Kosten im System sichtbar geworden seien. Allerdings habe es drei Stunden gedauert, bis A1 die Informationen des spanischen Mobilfunkers erhalten habe. Der Kunde selbst habe erst Stunden später den Verlust gemeldet.

Das Forum Mobilkommunikation (FMK) rät deshalb dazu, bei einem Handyverlust so schnell wie möglich den Anschluss beim Betreiber sperren zu lassen. Die Nummer der Hotline nur im Telefon zu speichern sei wenig sinnvoll. Das FMK bietet dazu beispielsweise eine Notrufkarte an. Und A1 rät, vor allem Smartphones wie einen Wertgegenstand zu behandeln. (eid/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.04.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

A man uses a smartphone in New York City
Mobil

A1 reduziert 17.000-Euro-Rechnung auf 500 Euro

Der Mobilfunker reagiert auf den aktuellen Fall eines Studenten, dessen gestohlenes Handy eine Kostenexplosion verursachte.
illustration Facebook internet social network screen CTKxPhoto JosefxHorazny CTKPhotoF20140130
Österreich

Student erhielt Handyrechnung über 17.000 Euro

Der Mobilfunkbetreiber A1 bietet dem Vorarlberger einen 20-prozentigen Nachlass, besteht aber auf die Bezahlung. Dem Studenten war in Barcelona das Handy gestohlen worden.
A man uses a smartphone in New York City
Mobil

A1 reduziert 17.000-Euro-Rechnung auf 500 Euro

Der Mobilfunker reagiert auf den aktuellen Fall eines Studenten, dessen gestohlenes Handy eine Kostenexplosion verursachte.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.