Peugeot: Kombi

Neudeutsch. Franzosenkombis heißen Station Wagon: 308 SW.
Neudeutsch. Franzosenkombis heißen Station Wagon: 308 SW.(c) Beigestellt
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Was wäre unsere Autowelt ohne den Kombi? Peugeot sieht sich als Pionier des Formats – und seiner erstaunlichen Wandlung.

Familienkutsche. Peugeot Typ 10 von 1894.
Familienkutsche. Peugeot Typ 10 von 1894.(c) Beigestellt
Raumwunder. Doch, sie passen alle hinein.
Raumwunder. Doch, sie passen alle hinein.(c) Beigestellt

Der Kombi – kurz für Kombinationskraftwagen – ist eine europäische Eigenart. Man schätzt ihn weder in den USA noch in Asien – und erst recht nicht in Russland, wo der Autokäufer praktisch und damit an tiefe Temperaturen denkt: Öffnet man die große Heckklappe, fährt schließlich der Eiseshauch ins Innere –  und zieht den Zorn der Mitreisenden nach sich. Das ist zumindest ein Erklärungsversuch. Zwei weitere: Die Heckklappe mit Glasscheibe ist schneller aufgebrochen als ein Kofferraumdeckel. Ein Kombi schaut weniger elegant aus als die Limousine.

Gerade das ist aber gründlich im Wandel begriffen, und zwar seit den 1980ern, als Mercedes das T-Modell eingeführt hat. Bis dahin war der Kombi als „Tapeziererauto“ Handwerkern vorbehalten. Heute verkauft etwa VW vom Passat weit mehr Kombis als Limousinen. Eine Ausnahme war immer schon Peugeot: Die französische Marke beruft sich auf eine 120-jährige Tradition des Formats. Im Fokus standen nicht Lifestyle-Attitüde oder Farbkübel, sondern die Familie. Lang vor der Erfindung des Vans war ein „Break“ die erste Wahl, wenn es nachwuchsbedingt auf der Rücksitzbank eng wurde. Als Urahn aller Kombis feiert Peugeot den Typ 10 von 1894, der in seiner Ausführung als „Break de chasse“, also Jagdwagen, noch stark nach Kutsche ausgesehen hat. Es fehlten bloß die Pferde.

Schön erhöht und geschützt durch ein Sonnendach konnte so die Kinderschar an Bord versammelt werden. Die Lüftungsschlitze, nach klassischer Kutschenbauart vorn unter dem Fahrschemel, dienten nicht der Motorbelüftung: Das Abteil war für Jagdhunde da. Es folgten Jahrzehnte, in denen Peugeot seinen großen Familienkombis treu blieb: Dach und den hinteren Überhang verlängern, D-Säulen einziehen, Hinterachse verstärken. Von den 1930ern bis in die 1970er gab es für pragmatisch eingestellte Familienoberhäupter kaum Alternativen. Heute buhlen Kombis fast aller Marken als schickere Alternative zur fast schon biederen Limousine um Käufer. Wer will schon öffentlich eingestehen, dass er keinen abenteuerlichen Hobbys frönt?

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