Der Salzburg-Intendant verkaufte vier Produktionen an seine neue Wirkungsstätte. Nun wird Pereira ein Interessenskonflikt vorgeworfen. Am 5. Mai wird über seine Zukunft entschieden. Die Vorstellung der Scala-Saison wurde verschoben.
Der Aufsichtsrat der Scala hat sich am Montagnachmittag über zwei Stunden lang mit dem umstrittenen Verkauf von Opern der Salzburger Festspiele an das Mailänder Opernhaus befasst. "Es handelt es sich um eine heikle Angelegenheit, die vertieft werden muss. Pereira ist noch nicht Scala-Intendant", so Mailands Bürgermeister Giuliano Pisapia, der im Scala-Kontrollorgan sitzt. Die am 15. Mai geplante Präsentation der ersten Saison Pereiras wurde verschoben, ohne ein neues Datum zu nennen.
Dabei ist die kommende Spielzeit für die Scala besonders wichtig, da im kommenden Jahr die Weltexpo in Mailand geplant ist, die Millionen von Besuchern in die lombardische Hauptstadt locken wird. Wegen der Expo, die vom 1. Mai bis 31. Oktober 2015 stattfindet, soll die Scala jeden Abend Aufführungen für die 20 Millionen Besucher, die in der lombardischen Hauptstadt erwartet werden, anbieten.
Bürgermeister Pisapia will in den kommenden Tagen Helga Rabl-Stadler, Präsidentin und kaufmännische Leiterin der Salzburger Festspiele, persönlich treffen oder einen Vertreter nach Salzburg entsenden, um die Hintergründe des Operndeals zu ergründen. Danach werde er dem italienischen Kulturminister Dario Franceschini berichten, sagte Pisapia nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur ANSA.
Wird Pereira wie geplant Scala-Intendant?
In der nächsten Sitzung des Scala-Aufsichtsrats am 5. Mai soll die Zukunft Pereiras entschieden werden, der wegen des Vorwurfs eines Interessenskonflikts in Mailand arg unter Beschuss geraten ist.
Laut italienischen Medien ist der Fall um den Opernkauf zu einem Politikum geworden, das den Aufsichtsrat spaltet. Die Tageszeitung "La Stampa" wittert einen Komplott, um Alexander Pereira, derzeit noch Intendant der Salzburger Festspiele, zum Verzicht auf den Intendantenposten an der Scala zu bewegen, den er im Oktober übernehmen sollte.
Auf Pereiras Verzicht drängen demnach der Vertreter der Region Lombardei, sowie die beiden Repräsentanten des Kulturministeriums im Scala-Aufsichtsrat. Als entscheidend für Pereiras Zukunft könnten sich daher die Stimmen des einflussreichen Vizepräsidenten des Aufsichtsrats, Bruno Ermolli, sowie der beiden Banker Giovanni Bazoli und Aldo Poli erweisen.
Vier Produktionen um 690.000 Euro verkauft
Alexander Pereira, derzeit noch Intendant der Salzburger Festspiele, hat der Scala, deren Chefposten er im Herbst übernimmt, vier Produktionen um zusammen 690.000 Euro verkauft. Es handelt sich dabei um "Falstaff", "Die Meistersinger von Nürnberg", "Lucio Silla" und "Don Carlos". Auch über die Übernahme von "Cenerentola" und "Die Entführung aus dem Serail" soll laut italienischen Medien eine Einigung erzielt worden sein.
Pereira wies den Verdacht eines Interessenskonflikts entschieden zurück und hat einen Bericht über den Verkauf von Opern der Salzburger Festspiele an das Mailänder Opernhaus vorgelegt. Dieser werde jetzt ins Italienische übersetzt und an die Scala-Aufsichtsratsmitglieder überreicht, erklärte Pisapia.
(APA)