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Der Anti-Trump der Republikaner hört auf

Mitt Romney forderte Joe Biden und Donald Trump auf, seinem Beispiel zu folgen.
Mitt Romney forderte Joe Biden und Donald Trump auf, seinem Beispiel zu folgen. Getty Images/AFP
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Senator Mitt Romney verzichtet auf eine Wiederwahl. Ein Abschied von einer Stimme der Vernunft.

Wien/Washington. Für einen Senat voller Sesselkleber war es eine ungewöhnliche Ankündigung, und Mitt Romney trug sie ohne Selbstmitleid, hellsichtig, mit Blick in die Zukunft und einem Seitenhieb auf die politische Klasse der USA vor. Der 76-jährige republikanische Senator aus Utah und Ex-Präsidentschaftskandidat, der zum Außenseiter in seiner Partei geworden ist, erklärte seinen Verzicht auf seine Wiederwahl im November 2024. „Am Ende meiner zweiten Amtszeit wäre ich Mitte 80. Es ist Zeit für eine neue Generation.“

Ganz überraschend kam die Entscheidung nicht. Im Mormonenstaat Utah sind seine Umfragewerte gesunken, bei einer Parteiversammlung buhte die Basis den deklarierten Trump-Gegner aus. Romney hatte bei beiden Amtsenthebungsverfahren gegen den damaligen Präsidenten gestimmt, beim ersten Votum im Februar 2020 sogar als einziger Republikaner im Senat.

Appell an Biden und Trump

In einem Interview in der „Washington Post“ forderte Romney Joe Biden wie Donald Trump auf, seinem Beispiel zu folgen. Sie hätten nicht das Zeug für die Herausforderungen. Romney, der Ex-Gouverneur von Massachussetts und Kontrahent Barack Obamas bei der Wahl 2012, nannte drei Prioritäten: den Kampf gegen den Klimawandel, die Bedrohung durch Autokraten vom Schlage Xi Jinpings und Wladimir Putins und die Eindämmung des Schuldenstands der USA. Biden hatte die Größe, ihn hinterher anzurufen. Trump dagegen goss Häme über den Intimfeind aus: „Fantastische News.“

Über die „demagogisch-populistische“ Richtung seiner Partei und den „Revanchismus“ macht sich Mitt Romney, dessen Nichte Ronna Romney-McDaniel offiziell als Vorsitzende der Republikaner auftritt, keine Illusionen. Die Partei stehe „im Schatten Donald Trumps“. In einen Kommentar im „Wall Street Journal“ appellierte er unlängst an Parteifreunde und Großspender, eine Alternative zu Trump zu forcieren. Zudem lobbyiert er gegen einen potenziellen Kandidaten des „dritten Lagers“. Dies würde, so seine Einschätzung, nur Trump zur Wiederwahl verhelfen. Romney hat nur einmal mit seiner Kritik am Ex-Präsidenten still gehalten – als Trump im Herbst 2016 kurz erwog, Romney zum Außenminister zu nominieren.

Trump, die Lachnummer

In der Romney Biografie „A Reckoning“ („Eine Abrechnung“), die demnächst in den USA erscheint, schildert der Senator, dass Trump „mehr als einem Dutzend“ Parteifreunden im Senat als Lachnummer gilt und ihn verachtet – freilich nur hinterrücks. Nach einer Rede des damaligen Präsidenten im Kapitol und nachdem er den Raum verlassen habe, seien die Senatoren in schallendes Gelächter ausgebrochen, zitiert die „New York Times“ aus dem Buch.

Es ist indes bezeichnend, wie sehr Trump die Grand Old Party im Griff hat. Dass die Republikaner nun ein Impeachment Bidens anstreben, dessen Sinn Romney anzweifelt, ist zum Gutteil dem Ex-Präsidenten zuzuschreiben. Mitt Romney, der Sohn George Romneys, einem Gouverneur von Michigan und Präsidentschaftskandidaten von 1968, hat sich im Senat als Stimme der Vernunft und moderater Republikaner profiliert – gleichsam als „Letzter Mohikaner“ der Neuengland-Republikaner. Der Mormone machte als Finanzmanager Karriere in Boston, als Organisator der Olympischen Winterspiele 2002 in Salt Lake City empfahl er sich für die Politik.

Im Senat war Romney die Sache oft wichtiger als die Parteiräson. Bereits im Wahlkampf 2012 hatte er – damals eher belächelt – vor Russland als „geopolitischem Feind“ Nummer eins gewarnt. Eine einsame Stimme ist er geblieben. Ob er den Weg ebnet für neue Generation an Republikanern, wie er dies hofft, scheint angesichts der neuen Garde an radikalen „Trumpisten“, die nachrückt, zweifelhaft.

»Es ist Zeit für eine
neue Generation.«

Mitt Romney

Senator von Utah

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