Warum „Prinzessin auf der Erbse“ eigentlich ein Lob ist und das „hässliche Entlein“ männlich. Ein neues Buch als Liebeserklärung an die Poesie von Märchen und die deutsche Sprache.
Wenn einer „Kreide gefressen“ hat, ist Vorsicht geboten, so viel ist klar. Aber warum eigentlich? Ob jemand bei dieser Frage sofort den Wolf vor sich hat, den großen, bösen natürlich, der an der Tür der Geißlein klopft, hängt davon ab, wie gut verankert das Wissen um klassische Märchen in seinem Kopf ist. Aber auch, wenn die Geschichte dahinter längst verblasst ist: Das Sprachbild bleibt, wie so viele andere.
Wissend spricht man „Der Wind, der Wind, das himmlische Kind“, mit vollem Bauch stöhnt man „Ich bin so satt, ich mag kein Blatt“, und frech flüstert man „Ach, wie gut, dass niemand weiß …“. Sprachformeln setzen sich fest, wenn man Märchen liest. Sie nehmen dort einen wichtigen Platz ein, sie geben ihnen Struktur durch Wiederholung. Sie machen die Geschichten aber auch sinnlicher, poetischer, verstärken die Magie.