Libyen

Krieg, Jihadisten und eine tödliche Flut: Libyens gepeinigte Stadt Derna

Das Desaster nach der Flut. Die Menschen im zerstörten Derna in Libyen kämpfen ums Überleben.
Das Desaster nach der Flut. Die Menschen im zerstörten Derna in Libyen kämpfen ums Überleben. Reuters/Esam Omran Al-Fetori
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Die Einwohner von Derna in Libyen mussten Krieg und die Terrorherrschaft des IS erdulden. Nun kämpfen sie nach der Flutkatastrophe ums Überleben. Die Rivalitäten der Mächtigen wirken sich auf die Hilfe für die Menschen aus.

Noch überall liegen Leichen, verschüttet unter Schlamm und Trümmern. Langsam beginnen die Temperaturen zu steigen. Und damit wächst die Gefahr von Seuchen. Zehntausende Menschen harren in der Stadt Derna im Nordosten Libyens aus. Sie warten verzweifelt auf Hilfe, versuchen, irgendwie zu überleben. Ihre bisherige Existenz wurde mit einem Schlag vernichtet, wurde hinweggespült von der Flut, die sich vor einer Woche über die Stadt ergossen hat. Der Wirbelsturm Daniel hatte für massive Regenfälle gesorgt. Erst brach ein Damm südlich von Derna und dann einer direkt am Eingang der Stadt.

Helfer bergen Leichen am Strand von Derna im Osten Libyens.
Helfer bergen Leichen am Strand von Derna im Osten Libyens.Reuters / Ayman Al-Sahili

Dieses Mal ist es eine verheerende Naturkatastrophe, die Derna trifft. Doch schon zuvor erlebten die Bewohner schwere Zeiten: Die Stadt war Schauplatz brutaler Gefechte, Jihadisten trieben ihr Unwesen. 2014 errichtete der Islamische Staat (IS) ein Schreckensregime und wurde 2015 von anderen Islamisten vertrieben. 2018 eroberte General Khalifa Haftar die Stadt. Die Schlacht um Derna war nur eine Front im Machtkampf, der bis heute in ganz Libyen tobt – und Auswirkungen auf die Hilfe für die Flutopfer hat.

»Es wird nach der Katastrophe in Libyen eine weitere Polarisierung geben «

Wolfgang Pusztai

Politischer Analyst und Libyen-Experte

Die Bilanz der Überschwemmung ist verheerend. „Laut Libyens Rotem Halbmond sind schon mehr als 11.000 Tote bestätigt. Doch es gibt Befürchtungen, dass bis zu 20.000 Menschen ums Leben gekommen sind, mehr als 10.000 werden noch vermisst“, berichtet Wolfgang Pusztai der „Presse am Sonntag“.

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