Randerscheinung

Die drei wichtigen Ws

Florian Asamer
Florian Asamer Carolina Frank
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Jede Störung ist eine Zumutung, vor allem, wenn man in den verschiedenen Störungstelefonschleifen 30 Minuten und mehr hängt.

Kaum kommt der Herbst, fällt die Heizung aus. Warmwasser, eines der drei wichtigen W neben WLAN und Waschmaschine, bemerkt man immer erst, wenn es nicht da ist. Das ist überhaupt der Zugang des verwöhnten Mitteleuropäers, der ich bin: Der Alltag klappt wie am Schnürchen, jede Störung ist eine Zumutung. Tatsächlich hängt man in den verschiedenen Störungstelefonschleifen 30 Minuten und mehr. Das wäre ja okay, würde einem nicht eine süßliche Stimme die ganze Zeit über versichern, wie wichtig ihr und ihrer Organisation mein Anliegen sei. Plus Verweis auf die Homepage, auf der ich war, die mir aber auch keinen warmen Schauer über den Rücken zaubern konnte.

Ich glaube ja überhaupt nicht an diese Art von Suggestion durch Marketing und Werbung. Bei mir erreicht sie das genaue Gegenteil. Ich dusche mich also kalt, was Anfang September außerhalb der Heizsaison echt kein Sache ist. Angenehm aber auch nicht. Es dauert eine Weile, bis sich die zusammengezogenen Gefäße danach wieder weiten. Der Jüngste, der momentan mindestens zwei Mal am Tag duscht, entscheidet sich flugs für den Komfort und gegen die Hygiene. Inzwischen tropft es aus dem Boiler. Der freundliche Mann von der Therme sagt, die Therme ist es nicht, mit dem Boiler kennt er sich nicht aus. Offenbar ist eine Pumpe ausgefallen. Den Installateur erreiche ich außerhalb der Geschäftszeiten (es ist Freitag, 9 Uhr, nicht 21 Uhr), wenn ich mit Zusatzkosten einverstanden bin, darf ich die Taste 1 drücken, um mit dem Notdienst verbunden zu werden. Dort läuft ein Band mit Rückrufversprechen. Immerhin wird mir nicht versichert, wie wichtig ich ihnen bin. Inzwischen ist mir warm. Bis Oktober, wenn die Heizung gehen muss, wird sich sicher jemand melden.

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("Die Presse Schaufenster" vom 15.9.23)

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