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Wenn eine (blonde) KI die Artikel verfasst

Das menschliche Anlitz der künstlichen Intelligenz wurde mithilfe einer künstlichen Intelligenz erstellt.
Das menschliche Anlitz der künstlichen Intelligenz wurde mithilfe einer künstlichen Intelligenz erstellt.
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Die deutsche Nachrichtenseite „Express“ lässt Artikel von einer Künstlichen Intelligenz schreiben – unter dem Autorennamen Klara Indernach.

Klara Indernach ist ausgesprochen produktiv. In ihren Artikeln geht es um Todesfälle in der Popmusik, um den Angriff einer Giftspinne, um Ratschläge beim Einkauf oder Liebesdramen um Prominente. Mancher Titel ist etwas kryptisch („Studenten wollen 900-Euro-Rechnung mit Karte zahlen, da zerstört ein Anruf ihren fiesen Plan“), aber insgesamt versteht man, was sie schreibt. Oder er. Oder es.

Welches Geschlecht auch immer man der KI zuweisen will. Denn Klara Indernach ist der Name, mit dem die deutsche Nachrichtenseite Express (nicht zu verwechseln mit der österreichischen Plattform „Exxpress“) jene Artikel markiert, die zumindest zu einem großen Teil mithilfe von KI generiert wurden. Dem entsprechen Klara Indernachs Initialen.

Das Profilbild der „Autorin“ zeigt eine hübsche Blondine, die ein wenig wie Barbie aussieht, allerdings mit schulterlangem, strubbeligem Haar. Unweigerlich fragt man sich, ob der Name „Indernach“ ursprünglich nicht eigentlich „Indernacht“ lautete – schließlich muss Klara nicht schlafen und verlangt nachts auch keinen Zuschlag. Das menschliche Antlitz der Künstlichen Intelligenz wurde übrigens mithilfe einer Künstlichen Intelligenz erstellt.

Die Artikel der KI würden „redaktionell bearbeitet und geprüft“, erklärt die Nachrichtenseite unter dem jeweiligen Artikel. Klingt nach größtmöglicher Transparenz. Ob für die Informationen im Text aber andere Medien oder vielleicht Agenturen als Quelle herangezogen werden? Man weiß es nicht, wenn man etwa „Fürst Albert heizt Gerüchteküche an“ anklickt. Wahrscheinlich ist aber, dass Klara doch nicht selbst auf dem Oktoberfest war, über das sie berichtet.

Bertelsmann: „Wahrheit könnte unter die Räder kommen“

Die Verwendung von KI in der Medienbranche wird derzeit lebhaft diskutiert. „Das ist der nächste Quantensprung in Sachen Produktivität und damit auch eine Quelle von gesamtwirtschaftlichem Wachstum“, sagte etwa Rolf Hellermann, Finanzchef des deutschen Medienkonzerns Bertelsmann in einem am Montag veröffentlichten Interview mit Reuters. Er sagte aber auch: „Die größte Gefahr sehe ich darin, dass die Wahrheit unter die Räder kommen könnte.“ Weil KI-Algorithmen ja „mitunter dazu neigen, Dinge zu erzählen, die stimmen könnten oder gar nicht stimmen“.

Zu den ungelösten Fragen gehört etwa auch die nach der Urheberschaft an KI-basierten Inhalten. Bertelsmann, deren größter Umsatzbringer die Fernsehtochter RTL Group mit über 50 TV-Sendern und 36 Radiostationen ist, sieht bei Künstlicher Intelligenz mehr Chancen als Risiken, wie Hellermann signalisierte.

Die Dinge bewegen sich äußerst schnell. Das Medienunternehmen Bertelsmann ist selbst an mehr als 20 KI-Unternehmen beteiligt. „Wir machen das aus finanziellem Interesse, aber auch, um uns über die Entwicklung auf dem Markt zu informieren, und zu schauen, welche Dinge für unsere Geschäfte einsetzbar sind“, sagte der Finanzchef. „Viele dieser Modelle werden wir auf der Anwenderseite sicher auch als Kunde nutzen.“

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