Film & Politik

Online-Kampf um Bewertung von „Kurz“-Doku

„Kurz - Der Film“: Breit beworben, mäßig besucht.
„Kurz - Der Film“: Breit beworben, mäßig besucht.Martin Juen
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Das umstrittene Politikerporträt von Sascha Köllnreitner hielt auf der Online-Plattform IMDb kurz ein Spitzenrating. Jetzt wurde dieses von Gegnern, die PR-Aktivismus witterten, in den Keller gedrückt.

Der Trubel um den seit 8. September im Kino laufenden Politiker-Porträtfilm „Kurz“ ebbt nicht ab. Nach Diskussionen über die Motive hinter seiner fördermittelfreien Finanzierung und dem Vorwurf, die von der Produktionsfirma verbuchten Besucherzahlen stützten sich zum Teil auf ungenutzte Kinotickets, sorgt nun ein neuer Aspekt für Aufregung.

Es geht um die Bewertung des Films auf der Online-Plattform IMDb (Internet Movie Data Base). Das von Amazon betriebene Informationsportal ist eine der beliebtesten Anlaufstellen im Netz, wenn es darum geht, zu entscheiden, ob man sich einen Film ansehen soll oder nicht. Jeder Eintrag in der umfassenden Datenbank – die laufend aktualisiert wird – bekommt ein Rating verpasst, das aus den Wertungen einzelner IMDb-Nutzer errechnet wird. Theoretisch kann sich jede Person jederzeit bei der Seite registrieren und Filme auf einer Skala von Eins bis Zehn bewerten.

Anfang September kratzte das IMDb-Rating der Kurz-Doku von Sascha Köllnreitner noch am Höchstwert. Das kommt auf IMDB gar nicht so selten vor, wenn ein Film nur sehr wenige Bewertungen hat. Meist stammen diese dann von enthusiastischen Fans oder aktiven Unterstützern. So auch in diesem Fall: Die meisten Accounts, die „Kurz“ positiv bewertet haben, wurzeln in Österreich und wurden offenbar extra dafür angelegt, zum Teil am selben Tag. Laut derzeitigem Stand gaben 97 Nutzer dem Film die Top-Note Zehn.

„Meisterwerk“ und „unglaublich objektiv“

Das stieß Gegnern des Films sauer auf. Zumal manche der positiven Bewertungen an (englischsprachige) IMDb-Nutzerrezensionen geknüpft waren, die den Film u. a. als „Meisterwerk“ und „unglaublich objektiv“ bezeichneten, sprich: in den Himmel lobten. Das machte die Runde auf Social Media und führte flugs zum Backlash. „Kurz“-Kritiker starteten eine erfolgreiche Gegenoffensive und drückten das Rating des Films in den Keller.

Die Wertung hat am Mittwoch sich bei 1,0 eingependelt, 319 Accounts vergaben bislang die niedrigste Wertung. Interessanterweise sind nun auch die Lobeshymnen verschwunden: Auf IMDb werden derzeit nur drei „Kurz“-Kritiken angezeigt, sie sind allesamt negativ. Der Sturm im Internet-Wasserglas hat sich damit wohl gelegt. Er zeigt, im Übrigen nicht zum ersten Mal, dass IMDb – wie jedes Online-Portal mit Bewertungsfunktion – für Politkämpfe um Meinungshoheiten genutzt werden kann.

Indessen soll heute, Donnerstag, bereits die nächste Kurz-Doku erscheinen. Urheber ist der umstrittene kroatische Regisseur Jakov Sedlar, das Drehbuch stammte von der wohlwollenden Kurz-Biografin Judith Grohmann. Er heißt „Sebastian Kurz - the truth“. Die Gültigkeit seines Untertitels darf schon jetzt angezweifelt werden. (red.)

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