Klima

Klimawandel: Versicherungen stellen das Geschäft mit der Dürre in Frage

Dürre In Spanien: aufgenommen in der Nähe von Vic im Nordosten des Landes vergangenen Mai.
Dürre In Spanien: aufgenommen in der Nähe von Vic im Nordosten des Landes vergangenen Mai. Reuters / Nacho Doce
  • Drucken

Naturkatastrophen verursachen durch den Klimawandel immer größere Schäden. Rückversicherer erhöhen die Prämien oder wollen gewisse Risiken gar nicht mehr übernehmen. 

München. In der Zentrale der Munich Re herrscht dieser Tage Hochbetrieb. Im Minutentakt marschieren Vertreter der Assekuranzen, die ihre Risiken an den zweitgrößten Rückversicherer der Welt auslagern, in Dirndl und Lederhose in das imposante Gebäude in der Königinstraße 107. Natürlich, das Oktoberfest läuft und die gut zahlenden Kunden von Amerika bis Asien wollen standesgemäß auf der Wies‘n empfangen werden. Aber neben Bier und Brezn ist auch ein anderes Thema omnipräsent: Der Klimawandel und seine Folgen für das Geschäft der Versicherer.

Wirbelstürme, Dürren und Überschwemmungen schlagen immer härter zu. Heuer dürften die versicherten Naturkatastrophen-Schäden die Marke von hundert Milliarden US-Dollar (94 Mrd. Euro) überschreiten, erwartet die Munich Re. Der Konzern hat eine lange Tradition in der Klimaforschung. Bereits vor einem halben Jahrhundert warnte der Rückversicherer vor den Folgen der menschgemachten Erderwärmung. Und auch heute ist der Konzern meist als Erster mit Studien zur Stelle, wenn wie heuer fast 20 Zentimeter große Hagelschloßen vom Himmel fallen oder langwierige Dürren ganze Ernten vernichten. „Viele wetterbedingte Naturkatastrophen werden häufiger oder heftiger. Das ist auch eine Folge des Klimawandels“, sagt Andreas Lang, einer der Klimatologen des Unternehmens.

Wie oft kommt die „Jahrhundertdürre“?

Wie sehr sich die Frequenz dieser Schadensereignisse verändern kann, lässt sich etwa an Spanien beobachten. Lagen noch vor zwei Jahrzehnten sieben, acht Jahre zwischen schweren Dürreperioden, waren es 2017, 2019, 2022 und 2023 gleich vier innerhalb desselben Zeitraums. Der Weltklimarat IPCC rechnet damit, dass lange andauernde Hitzewellen und Dürren in vielen Teilen der Erde aufgrund der hohen CO2-Konzentration in der Atmosphäre bereits doppelt so wahrscheinlich sind wie vor dem Beginn des Industriezeitalters.

Entscheidend ist dabei nicht nur die Erwärmung in Summe, sondern auch, wo auf der Welt das Thermometer wie stark nach oben geht. So führt das überdurchschnittlich starke Ansteigen der Temperaturen in der Arktis auch zu Veränderungen der Zirkulationsmuster in der Atmosphäre: Der Jetstream wird schwächer und damit bleiben Hoch- und Tiefdruckwetter, die ansonsten rasch weitergezogen sind, länger in einer Region hängen. Während Zentraleuropa zuletzt etwa lange warm und trocken war, versanken Griechenland und Libyen in sturzflutartigen Regenfällen. Auch die Gefahr, dass mehrere Kornkammern der Welt gleichzeitig von Dürre betroffen sein könnten, steige konstant, warnen Experten.

Versicherer ziehen sich zurück

Das ist nicht nur für Landwirte relevant, sondern auch für Unternehmen, wie die heimische Hagelversicherung, deren Geschäft es ist, die Bauern gegen wetterbedingte Ernteausfälle zu versichern. Sie müssen sich die Frage stellen, wie oft sie künftig nach schwerwiegenden Dürren tief in die Tasche greifen müssen, was das für ihre Prämien bedeutet und wie lange sich derartige Risiken überhaupt noch versichern lassen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.