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Rupert Murdoch übergibt Führung seines Imperiums an Sohn

Vater und Sohn
Vater und SohnReuters / Mike Blake
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Murdochs Medienimperium reicht von Australien bis in die USA, dazu gehören etwa Fox News, „Sun“ und „Wall Street Journal“. Seine Beziehungen zur Macht ist legendär. 

Der 92-jährige US-Medienmogul Rupert Murdoch gibt die Führung seines Medienimperiums ab. Ab Mitte November wird er einen Status als „emeritierter Vorstand“ haben und die Geschäfte an seinen Sohn Lachlan übergeben. Lachlan wird alleiniger Vorsitzender von News Corp und weiterhin Vorsitzender und CEO von Fox sein. Zur Fox Corporation gehört unter anderem der rechtsgerichtete Nachrichtensender Fox News, zur News Corporation etwa Klatschblätter wie die „New York Post“, aber auch gediegene Zeitungen wie das „Wall Street Journal“.

„Wir haben jeden Grund, für die nächsten Jahre optimistisch zu sein“, heißt es in einem Brief von Murdoch Senior an die Beschäftigten. „Unsere Möglichkeiten übertreffen bei weitem unsere geschäftlichen Herausforderungen.“ Beide Firmen Fox und News Corp seien „bei robuster Gesundheit - so wie ich.“ Der Kampf um die Meinungsfreiheit und letztlich um die Freiheit der Gedanken sei noch nie so intensiv wie heute.

Der in Australien geborene Murdoch, seit 1985 US-Staatsbürger, hat ein Medienimperium geschaffen, das sich von Australien bis in die USA erstreckt. Ihm gehören in Großbritannien auch das Boulevardblatt „Sun“ und die Zeitung „The Times“. Das US-Magazin „Forbes“ schätzt den Wert von Murdochs Medienimperium News Corp auf mehr als 20 Milliarden Dollar (18,69 Mrd. Euro). Murdochs enge Beziehungen zur Macht und sein Geschick, die politische Elite für seine Interessen einzuspannen, sind legendär. 

Seine Meinung war Programm

Rupert Murdoch war für den Brexit, glaubt nicht an Klimawandel und unterstützte Donald Trump – und diese Meinungen propagierten auch seine Medien, von der britischen Boulevardzeitung „Sun“ bis zu Fox News in den USA. Murdoch ist ein milliardenschwerer Geschäftsmann, mächtiger Verleger und Scharfmacher in der Politik, nicht nur in seiner Wahlheimat USA. Er ist einer der letzten Medientycoons der alten Schule.

Seine Zeitungen und Sender sind berüchtigt - allen voran das rechtskonservative Netzwerk Fox News. Nach dem Verkauf großer Teile seines Unterhaltungskonzerns an Walt Disney ist Murdochs Imperium stark geschrumpft. Doch mit seinen Fox-Sendern und dem Verlag News Corp, zu dem Klatschblätter wie die „New York Post“, aber auch gediegenere Zeitungen wie das „Wall Street Journal“ zählen, macht Murdoch Meinung.

„Rupert Murdoch ist der gefährlichste Immigrant in Amerika“, sagte der US-Politikberater Stuart Stevens vor wenigen Jahren über den gebürtigen Australier. Stevens ist ein langjähriger Stratege der Republikaner, der sich gegen Trump stellte und Einflüsterer wie Murdoch als große Bedrohung für die eigene Partei ansah. „Republikaner dachten ursprünglich, dass Fox für uns arbeite. Nun stellen wir fest, dass wir für Fox arbeiten“, sagte einst David Frum, der Redenschreiber des früheren US-Präsidenten George W. Bush.

Mit 22 die erste Zeitung gegründet

Wie wurde der Medienmogul so mächtig, dass sogar andere konservative Strippenzieher seinen Einfluss fürchten? Schon sein Vater Keith war Journalist und Zeitungsherausgebers in Australien. Mit 22 Jahren gründete er in seinem Heimatland seine erste Zeitung.. Damit legte er die Basis für ein mächtiges Medien-Imperium. Mit Revolverblättern wie „The Sun“ setzte er kompromisslos auf Sensationsjournalismus, mit Sendern wie Fox News auf politische Meinungsmache, die vor allem durch die verschärften Ansichten einiger Talkshow-Hosts immer wieder an die Grenzen von Manipulation und Propaganda gerät.

Dass sich Murdoch mit seinen Unternehmen überhaupt so lange an der Spitze des internationalen Mediengeschäfts halten konnte, ist beachtlich. Denn zwischenzeitlich hatte er sich durch einen Abhörskandal seiner britischen Boulevardzeitung „News of the World“ gründlich ins Abseits befördert. Jahrelang hatten Murdochs Journalisten die Handys von Verbrechensopfern und Prominenten bespitzelt und Polizisten bestochen. Murdoch musste 2011 auf dem Höhepunkt der Affäre vor einem britischen Parlamentsausschuss aussagen, was er selbst als „demütigendsten Tag“ seines Lebens bezeichnete. Für „News of the World“ bedeutete der Skandal das Aus.

Enger Draht zu Margret Thatcher

In Großbritannien, wo Murdoch 1968 seine erste Zeitung kaufte, galt er schon lange vor dem Skandal als dubiose graue Eminenz der Medienlandschaft. Als er in den 1980er Jahren das Traditionsblatt „Times“ übernahm, soll ein Deal mit der damaligen Premierministerin Margret Thatcher ihm kartellrechtlich den Weg freigemacht haben. Sein enger Draht zu Thatcher half Murdoch nach der Übernahme angeblich auch, sich in einem erbitterten Konflikt mit den Gewerkschaften um die Entlassung Tausender Mitarbeiter durchzusetzen. In der vornehmen Londoner Elite war Murdoch jedoch von Anfang an ein Fremdkörper, weshalb es ihn schon relativ früh nach New York verschlug.

In den 1970er Jahren erweiterte Murdoch sein Medienimperium auf die USA. Jahrelang verfolgte er von dort aus den Traum, sein Lebenswerk durch die Schaffung des weltweit größten Unterhaltungskonzerns zu krönen. Doch dieser Plan scheiterte 2014 mit der geplatzten Übernahme des US-Kontrahenten Time Warner, die unter anderem die legendären Hollywood-Studios Warner Bros und 20th Century Fox vereint hätte. Management und Aktionäre sprachen sich letztlich gegen den Mega-Deal aus. Stattdessen musste Murdoch sein Imperium unter steigendem Wettbewerbsdruck selbst immer weiter zerlegen.

Vor allem die boomende Streaming-Konkurrenz, die klassischen Kabelanbietern immer mehr Kunden abjagt, machte Murdoch zusehends zu schaffen. 2019 verkaufte er große Teile seines Medienkonzerns 21st Century Fox an den Erzrivalen Walt Disney. Eine Entscheidung, die ihm nicht leicht gefallen sein dürfte, denn eigentlich hatte er ja ganz andere Ambitionen gehabt.

Fox News blieb ihm

Was ihm nach dem Verkauf von 21st Century Fox blieb, ist die stramm rechte Sendergruppe Fox News. Deren Talkshows dienten Trump während seiner Präsidentschaft als Taktgeber. Wer Einfluss auf ihn nehmen wollte, musste seine Botschaften dort platzieren. Zum Ende der Amtszeit kam es jedoch zum Zerwürfnis, weil Fox sich abwendete und die Lüge von Trumps vermeintlichem Wahlsieg nicht mittrug.

Murdochs Verhältnis zu Trump gilt als eng, aber zweckrational. Für einen geeigneten US-Präsidenten hielt er ihn zunächst nicht. Doch wenn sich Trump nicht verhindern lasse, wäre es verrückt, wenn sich die Partei nicht hinter ihn stelle, lautete Murdochs pragmatische Lageeinschätzung 2016. Für Fox News war Trumps Regierungsführung im Stil einer Reality-Show ein lukrativer Quotengarant. Und bei allem Hang zur politischen Einflussnahme - das Geschäft war Murdoch genauso wichtig. Immer wieder machte er mit großen Deals Schlagzeilen, leistete sich dabei aber auch grandiose Flops.

Schon Mitte 2015 gab Murdoch bekannt, die Führung von 21st Century Fox an die nächste Generation weiterzureichen.. De facto hatte aber weiter nur der Altmeister das Sagen. Sohn Lachlan gilt wie der Vater als erzkonservativ.

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