Neueröffnung

Die geheime Party von Hermès in Wien

Die Party nach der Hermès-Storeeröffnung wurde zum Küchentanz.
Die Party nach der Hermès-Storeeröffnung wurde zum Küchentanz.Lisa Leutner
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Die Pariser Luxusmarke Hermès feierte die Neugestaltung ihrer Boutique mit einem Secret-Location-Dinner. Das konnte selbst die Fahrer verwirren, die nicht gleich zu dem aufwendig konzipierten Fest hinfanden.

Und schließlich setzen uns die Fahrer der schwarzen SUVs mitten in der Venediger Au ab. Wir stehen in einer eher verlassenen Straße, neben parkenden Autos, ein paar Mistkübeln und einem Grundstück mit Bäumen. Im Hintergrund wummert der Bass der Kaiser Wiesn. Um acht Uhr ist es schon dunkel im Prater. „Gehen Sie dem Licht nach“, hat der Fahrer gesagt. Also trippeln zirka zehn Frauen in ihren High Heels und ein paar Männer den dunklen Parkweg entlang.

Sie tragen Anzüge, Hermès-Kleider und -Schuhe und eine beträchtliche Anzahl hat eine Kelly Bag oder Birkin Bag in der Hand. Die zählen zu den teuersten Taschen der Welt. „Wenn die uns jetzt ausrauben, dann würd sich das echt auszahlen“, denke ich mir.

Wo ist die Party?

Nach ein paar Meter stehen wir vor der neuen Sport & Fun-Halle in der Nähe des Praters. Da will Hermès seine Top-Secret-Party machen? Niemals. Kollektives Aufstöhnen und an den Kopf greifen. Die Fahrer haben uns falsch abgesetzt. Also rennen ein paar, so schnell sie ihre High Heels tragen, zurück zu den SUVs. Nicht, dass die auch noch verschwinden.

Es gibt im Jahr wenig Events, die vorab so gehypt wurden wie die Eröffnung der neugestalteten Hermès-Boutique am Wiener Graben 22. Lange Zeit vertrat die Familie Jonak (erfolgreich) Marken wie Hermès in Wien. Die zieht sich nun zurück und Hermès wandert dadurch wieder zurück in die Pariser Wiege des Familienunternehmens.

Wer darf aller dabei sein?

Für den Neustart wurde die Boutique nicht nur ums Doppelte vergrößert und neu gestaltet, sondern sollte auch mit einem großen Fest gefeiert werden. Und zwar in einer Top-Secret-Location. Schon im Vorfeld gab es ein ziemliches G‘riss um die Teilnahme an dem Event. Menschen aus der Innenstadt buhlten um Plus-1-Status bei jenen, die eine Einladung hatten.

Dabei hatte die Party verhältnismäßig gediegen am Nachmittag in der Boutique begonnen. Florian Craen, Executive Vice President Sales & Distribution von Hermès International, eröffnete mit Sophie-Mélida Vissing (Managing Director Österreich, Deutschland, Tschechien). „Es gibt nicht viele Städte, mit denen die Pariser es akzeptieren würden, verglichen zu werden. Wien ist aber eine davon“, sagte Ersterer bei seiner Eröffnungsrede. Und: Der Store sei so nah an den Pferden wie nur möglich. Und meinte damit die Fiaker vor der Türe. Er bezog sich damit freilich auf den Ursprung von Hermès als Sattlerei. Die Nähe zu Pferden sollte auch bei der Party noch eine Rolle spielen. Doch dazu später.

Wer konnte, trug Hermès

Die neue Wiener Boutique sei eine Hommage an Wien, an den Wiener Jugendstil, und an das lokale Kunsthandwerk. „Hoffentlich haben die Menschen nicht das Gefühl, in einen Retail-Shop zu gehen, sondern in einen vertrauten Raum wie in ein Café oder eine Bücherei oder ein Atelier“, sagte Denis Montel zur „Presse.“ Er ist von der Architektur-Agentur RDAI, die seit Gedenken die Boutiquen von Hermès gestaltet. Der Store ist jedenfalls in warmen Farben gehalten: Beige, das typische Hermès orange, Terracotta, das Holz der beleuchteten Regale. Auf nun mehr drei Stockwerke sind die 16 Metiers des Hauses (von Kleidung bis zu Sätteln und Zaumzeug) verteilt, verbunden durch eine geschwungene Treppe aus dem angenehm anzugreifenden Travertin-Kalkstein.

Schon zum offiziellen Teil kamen einige bekannte Wiener innerstädtische Gesichter, wie die ehemalige Opernball-Organisatorin Desirée Treichl-Stürgkh, Burgschauspielerin Mavie Hörbiger, später sollte noch Verena Altenberger dazustoßen, Musiker Wolfram, MAK-Chefin Lilli Hollein, der Sacher-Clan mit Elisabeth Gürtler und ihrer Tochter Alexandra Winkler-Gürtler, der Designer Petar Petrov, Gastronom Nuriel Molcho um nur ein paar zu nennen, und eine unübersehbare Dichte an Influencern und teilweise sichtlich gut präparierte Stammkundinnen, die ihre gesammelten Hermès-Kleider, -Schuhe, -Taschen zur Schau trugen.

Ein eigenes Hermès-Zelt auf der Wiesn?

Sie alle wurden ab 19 Uhr von SUVs abgeholt und in den Wiener Verkehr gestoßen. Ohne Zielangabe. „In den Prater“, hatte die Fahrerin knapp gesagt und damit den Rate-Reigen begonnen. „Vielleicht fahren wir zum Riesenrad“, meinte die „Presse“-Kollegin, die gemeinsam mit zwei Kundinnen aus Kitzbühel und zwei aus Wiener Neustadt im Auto saß. Nur um nachzulegen: „Vielleicht ist es ein eigenes Zelt auf der Kaiser Wiesn.“ Das fanden alle lustig, schien aber doch niemand zu glauben.

Nach ein paar Telefonaten fuhr der Wagen schließlich von der Venediger Au zum anderen Ende des Praters und hielt, wie sollte es auch anders sein: direkt vor der Hoftribüne der Galopprennbahn Freudenau. Dort leitete Tänzer und Choreograf Alamande Belfor, verkleidet als Koch, die Gäste in eine Art langen Zeltgang, zu einer Türe, die aussah, als würde man in eine Küche wechseln.

Eine eigenes Zelt in der Galopprennbahn!

Und irgendwie war es das auch. Für die 250 geladenen Gäste hatte Hermès ein „Kitchen Dinner“ organisiert und ein Veranstaltungszelt zu einer vollwertigen Event-Location in der Galopprennbahn umgebaut. Edelstahlregale an den Wänden, in denen Teller, Obst, Schüsseln, Töpfe standen. Gedämmtes Licht beleuchteten den vollen Saal (alle anderen waren schneller als wir) mit 28 Edelstahl-Küchenarbeitstischen, an denen die Gäste ihre Plätze zugewiesen bekamen. Wenn es auch hier wieder kurz Chaos gab.

Das Entscheidende war jedoch der Sound. Um die beiden Open-Cooking-Bereiche mitten im Saal stand eine Schar an Köchen mit Kochhüten, die rhythmisch auf Schneidbretter, Töpfe, Schüsseln, Pfannen und Besteck schlugen. Angeführt von Belfor als Chef-Choreografer sollten sie den ganzen Abend nicht nur die Gäste bedienen, sondern für Sound-Einlagen zwischen den Gängen sorgen. Das sehr französisch angehauchte Dinner (Fleisch! Fromage!) kam übrigens vom schon einmal mit drei Sternen ausgezeichneten Koch Johannes Nuding.

Die Performance beim Präsentieren der Torten.
Die Performance beim Präsentieren der Torten.privat

Trompetende Köche, trommelnde Gäste

Höhepunkt des Abends war dann wohl das Dessert: Mehrere Hermès-Torten in Form der typisch orangen Hermès-Schachteln mit jeweils einem Accessoire darauf: eine Kelly-Bag, Schuhe, ein Pferdekopf etc. Die Sachertorten wurden von Social-Media-Trendpatissiere Sophia Stolz gestaltet und in einem riesigen Defilee unter dem begeisterten Klatschen und Klopfen der Gäste (auch sie durften mit Küchenutensilien trommeln) präsentiert. Angeführt wurden der Umzug von mehreren Köchen, die plötzlich Trompete, Posaune, Saxofon etc. auspackten und mit Liedern wie „99 Luftballons“ und „Take on me“ die Stimmung vorgaben.

Ohne Ansatz übernahmen die DJs Paavo und Sofie Royer, die die Menge sofort zum Tanzen brachten. Die Ersten stiegen bereits auf die Tische, als die „Presse“ die Veranstaltung vor Mitternacht verließ. Was danach passierte, ist nicht überliefert.

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