Modetrends

Der Herbst bringt dicke Hälse und rote Farbe

Rot ist die Trendfarbe des Herbstes, zu sehen war das etwa bei Gucci.
Rot ist die Trendfarbe des Herbstes, zu sehen war das etwa bei Gucci.Reuters/Alessandro Garofalo
  • Drucken

Rot hat Saison. Das war im Februar schon während der Modewochen absehbar, deutlicher erkennbar ist es nun auf TikTok. Was der Herbst sonst noch für Moden bringt.

In den Modemetropolen dieser Welt zeigen namhafte Designerinnen und Modemacher derzeit ihre jüngsten Entwürfe, die eigenen Visionen der kommenden Frühjahrsmode. Letzte Woche in Mailand, nun in Paris. Der Otto Normalverbraucher macht sich dieser Tage allerdings erst einmal herbstfit. In der Retrospektive geht es hierfür durch die Herbst/Winter-Modewochen 2023.

Von Kirschen und Tomaten

Die Gen Z und TikTok-Nutzende abseits der vielzitierten Generation dürften nicht überrascht sein. Seit Wochen schon dreht sich der Mode-Algorithmus der Videoschnipselplattform um reichlich Rottöne, von „cherry red“ bis „tomato red“. Nachgesagt wird der kräftigen Farbpalette eine erquickende Wirkung (Dopamin Dressing wird die Mode wohl noch länger begleiten), was schließlich im Herbst nicht schaden kann. Matthieu Blazys setzte für Bottega Veneta kräftige Akzente, etwa in Form von stutzenähnlichem Schuhwerk, das italienische Luxushaus Dolce & Gabbana servierte, wie auch die schwedische Brand Acne Studios, Looks zur Gänze in Rot – einmal grell, einmal blasser. Ferragamo machte sich an beide Varianten, gemeint sind Farbtupfer und totale Looks. Taschen, Kleider und Strumpfhosen leuchteten in Mohnrot um die Wette. Auf den heißesten TikTok-Trend verwies vorab Alexander McQueen mit dunkelroten Lederlooks, auf der Plattform werden derweil explizit rote Lederjacken als „Must-have“ angepriesen.

Kreuz und quer

Karo kann längst mehr als Punk und Grunge. Für diesen Herbst lieferten Modehäuser allerhand Kostüme (etwa Akris), feine Wollmäntel (so gesehen bei Dior) und Blusen (Maison Margiela) als Inspiration. Bedient wurde sich an einem ordentlichen Farbspektrum, dunklen wie hellen, kalten wie warmen Tönen, Chanel kombinierte gar unterschiedliche Karos miteinander. Bei Burberry ist man dem Muster aufgrund der britischen Heritage sowieso stets gutgesinnt, Daniel Lee als dazumal neuer Kreativchef tut dem keinen Abbruch.

Dicker Hals

Auch hierzu hat das Hause Burberry Impulse geliefert, abermals kariert. Schals kommen diesen Herbst besonders lang, großflächig und dick daher. Mütter und Väter können aufatmen: ein Trend, bei dem das modeaffine Kind einmal nicht friert. Auch Handschuhe haben längst wieder Saison, einzig die Haube war nur selten auf dem Laufsteg zu sehen. Neben Burberry haben sich auch Saint Laurent und Etro mit großzügigen Wollschals dem Karo verschrieben, Louis Vuitton und Paul Smith rühmen schmale, lange Varianten. Um sie zu befestigen, eignen sich Anstecknadeln, im Falle von Louis Vuitton winzig kleine Blasinstrumente. Exaltierter ging es bei Acne Studios und Maison Margiela zu, Hauptsache dicker Hals.

Im Wintergarten

Während Blumen im Frühling nicht wirklich bahnbrechend sind, kommen sie im Herbst ein wenig überraschend daher. Diese Saison gab es Florales in Form von Spitzen, Perlen und Applikationen zu beschnuppern, genauso die klassischen Prints, etwa auf Kleidern von Balenciaga oder Giambattista Valli. Chanel widmete gleich die ganze Schau der Blume, Kreativdirektorin Virginie Viard ließ eine schneeweiße, überdimensionale Kamelien-Skulptur mitten auf dem Laufsteg platzieren. Bei weniger blumigen Looks verwies zumindest eine Brosche am Revers auf die Maxime. Mit den Farben hielt man sich quer durch die Modehäuser eher bedeckt, dunkle, rostige und erdige Töne (etwa bei Dries van Noten) verleihen den Blümchen mehr Gewicht und ein bisschen Ernsthaftigkeit.

Goldene Mitte

Mit einem gut geschnittenen Blazer, einer Corsage oder einem breiten Gürtel kann sich - wer mag -, ein Stück Sophia Loren aneignen. Spätestens mit Gigi Hadids stattlichem Gang über Versaces Laufsteg, im Hintergrund die Hollywood Hills, schien die Rückkehr des Schnitts zementiert gewesen zu sein. Sportmax und Prada zeigten großzügige Versionen mit breiten Schultern, dazu Rock und Hose. Aufgefallen ist auch ein unflexibles Perlen-Oberteil von Balmain, an breiten Gürteln – der Sanduhrform zuliebe – bedienten sich die Modehäuser Max Mara und Schiaparelli. Der Trend kann aber nicht nur mondän, Moschino etwa präsentierte mit Schnürkorsett und vielen Rüschen die Grunge-Version.

Hommage an Vivienne

Mit dem Tod von Modedesignerin Vivienne Westwood im Dezember letzten Jahres ist nicht nur eine Stimme des Protests verstummt, auch endete ein langer und einprägsamer Abschnitt der Modegeschichte damit. Ihr Vermächtnis lebt aber jedenfalls weiter, getragen wird es mitunter von anderen Mode-Maisons. Lebhafte Schottenkaros (so etwa bei Issey Miyake, dessen gleichnamiger Gründer auch letztes Jahr starb), der eine oder andere angedeutete Cul de Paris (etwa bei Asai), kühne Korsetts (gesehen bei Di Petsa), all das schien eine Reminiszenz an das verstorbene Mode-Idol zu sein. Allen voran zollte ihr Designer Marc Jacobs mit seiner sehr punkigen Schau Tribut. Bleibt zu hoffen, dass auch der Aktivismus Westwoods innerhalb der Branche weiterlebt.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.