Interview

Franz Schellhorn: „Freiheit ist in Österreich brandgefährlich“

Wir erleben gerade „den größten wirtschaftspolitischen Linksruck seit 1968“, sagt Agenda-Austria-Chef Franz Schellhorn (rechts).
Wir erleben gerade „den größten wirtschaftspolitischen Linksruck seit 1968“, sagt Agenda-Austria-Chef Franz Schellhorn (rechts).Katharina Roßboth
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Vor zehn Jahren gründete Franz Schellhorn den liberalen Thinktank Agenda Austria. Ernüchtert zieht er Bilanz. Das Land steuere auf den Staatssozialismus zu. „Liberalismus müsste man in Österreich unter Artenschutz stellen.“

Wien. Es war von Anfang an ein ­ambitioniertes Projekt. 2013 gründete der ehemalige „Presse“-Wirtschaftschef und -Vizechefredakteur Franz Schellhorn einen Thinktank namens Agenda Austria. Das Geld kam von Industriellen und Mäzenen, denen eine wirtschaftsliberale Gegenstimme zum linken Mainstream vorschwebte. Von Kritikern wurde die Agenda Austria als Sprachrohr des Neoliberalismus angefeindet. Heute ist der Thinktank etabliert, sein langer Kampf für das Ende der kalten Progression fruchtete. Liberaler ist das Land eher nicht geworden.

Die Presse: Zehn Jahre Agenda Austria, und Österreich ist vom Liberalismus weiter entfernt denn je. Wie konnte das passieren?

Franz Schellhorn: Tatsächlich müsste man den Liberalismus in Österreich unter Artenschutz stellen. Er ist bedrohter denn je. An uns ist es nicht gelegen. Aber leider gehen wir den Weg in den ­Staatssozialismus. Der schottische Historiker Niall Ferguson hat 2019, also vor Corona, dem Sozialismus ein fulminantes Comeback prophezeit. Tatsächlich erleben wir den größten wirtschaftspolitischen Linksruck seit 1968.

In einem Land, das so viele wirtschaftsliberale Denker hervorgebracht hat.

Wir leben im Land von Mises, ­Hayek und Schumpeter, aber wir haben ein riesiges Problem mit der Freiheit. Wir greifen bei jeder Gelegenheit nach der schützenden Hand des Staates.

Die Freiheit ist also gefährlich.

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