Klimainitiative.

Der Geburtshelfer der Energiewende

Joachim Payr
Joachim PayrEws Consulting/astrid Knie
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Seit 30 Jahren realisiert Joachim Payr Windparks. Jetzt ist Solarenergie dran. Am EWS-Sonnenfeld sollen Bauern Lebensmittel und Strom ernten.

Alles begann vor drei Jahrzehnten, als erneuerbare Energie noch als schräges Hobby einiger Bastlern galt. Einer von ihnen war Joachim Payr. „Wir hatten damals eines der ersten Windräder im Garten“, erinnert sich der Oberösterreicher. „Monatelang ist der Stromzähler nur rückwärts gelaufen – bis der Netzbetreiber dahinter gekommen ist.“ Was aus Begeisterung für selbst erzeugten Strom begann, sollte bald zu einem Eckpfeiler der heimischen Energiewende werden. Vor 29 Jahren gründete Joachim Payr gemeinsam mit Gerhard Steindl die EWS Consulting Gmbh und begann, privaten Windkraftbetreibern bei der Umsetzung ihrer Projekte zu helfen. 30 UVP-Verfahren und drei Milliarden Euro an Investitionsvolumen später hat das Unternehmen über 60 Mitarbeiter. Vom Ornithologen bis zum Bauingenieur ist alles dabei, was es braucht, um grüne Projekte voranzutreiben.

Vom viel beklagten Widerstand der lokalen Bevölkerung gegen die Windparks war damals nicht viel zu spüren, sagt er. Die Landesversorger waren eine eingeschworene Clique aus Monopolisten und „geschlossen gegen uns“. „In den Gemeinden waren wir die Helden.“ Auch heute seien die Bürgerinnen und Bürger meist zu überzeugen, wenn sie einen direkten Nutzen davon hätten. So wie in Mundafing, wo der Ort mit dem Geld für die Ökostrom-Kraftwerke Glasfaseranschlüsse für alle Bewohner finanzierte.

Vor 3,5 Jahren widmete sich Joachim Payr einem neuen Herzensprojekt: Was bei Wind geglückt ist, sollte auch bei der Sonne möglich sein. Und zwar nicht nur am Hausdach, sondern auch im großen Stil auf den Äckern des Landes. Damit stieß der Unternehmer in ein Wespennest: Der Kampf um freies Land in Österreich ist groß. Energieversorger bezahlen mitunter bis zu 900 Euro je Hektar Pacht, um auf den Feldern Ökostrom-Anlagen errichten zu dürfen. Mit den Preisen können die Bauern, die ihr Land pachten müssen, nicht mithalten. „Es muss so funktionieren, dass die Landwirte das Feld bewirtschaften können und idealerweise auch noch Pacht sparen“, sagt Payr. Drei Jahre hat er mit über 200 Bauern an einem Konzept getüftelt, das Agrar- und Stromproduktion in Einklang bringen soll: das EWS-Sonnenfeld. Die Solarpaneele folgen nicht nur dem Lauf der Sonne, sie schwenken auch automatisch zur Seite, wenn der Landwirt das Feld bestellen will.

Strom und Nahrung vom Sonnenfeld

Inzwischen ist das nicht mehr nur graue Theorie. Das erste EWS-Sonnenfeld in Bruck an der Leitha ist realisiert, im Sommer konnte die erste Ernte eingefahren werden. Wie gut die Symbiose aus Land- und Energiewirtschaft gelungen ist, zeigt auch, dass sowohl Agrarminister Norbert Totschnig als auch Klimaministerin Leonore Gewessler das Feld eröffnet haben. Weitere 1000 Megawatt sind bereits in Entwicklung, immer in enger Zusammenarbeit mit den Bürgern vor Ort, die Strom und Lebensmittel von ihrem Sonnenfeld beziehen sollen. Wenn jede zweite Gemeinde ein Sonnenfeld hätte, würden sie 16 Prozent des heimischen Bedarfs decken. „Es kann schnell gehen“, sagt Joachim Payr. „Wenn man sich traut.“ (auer)

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