Zeitungsbranche

VÖZ kündigt Journalisten-Kollektivvertrag auf

Die Titelseiten österreichischer Tageszeitungen.
Die Titelseiten österreichischer Tageszeitungen.APA / Helmut Fohringer
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Überraschend soll der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) den Kollektivvertrag für Journalisten gekündigt haben – ohne die Gewerkschaft zu informieren. Diese fordert den VÖZ auf, die Kündigung „umgehend zurückzunehmen“.

Der Zeitungsverband VÖZ dürfte sich dazu entschlossen haben, den Journalismus-Kollektivvertrag für Tages- und Wochenzeitungen aufzukündigen. Entsprechende Medienberichte und Postings auf X (vormals Twitter) berichten davon.

KV-Kündigungen erfolgen mit Jahresende, bis zum Beschluss eines neuen zwischen Gewerkschaft und VÖZ gilt der alte für bestehende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Allerdings gibt es bis zu diesem Zeitpunkt keine gesetzlichen Lohnerhöhungen.

Dort könnte der Anlass der Kündigung liegen: nachdem die Metaller am Montag mit 11,7 Prozent in die Herbstlohnrunde gestartet sind, könnte sich die Branche vor den zu erwartenden hohen Lohnabschlüssen fürchten, die für die bereits in Bedrängnis geratene Branche besonders herausfordernd sein könnten. Offizielle Bestätigungen zur Kündigung stehen noch aus.

Die Kündigung des Kollektivvertrages sei „ein Affront gegenüber den Beschäftigten“, wird Barbara Teiber, Vorsitzende der Gewerkschaft GPA, in einer Aussendung zitiert. Die Kündigung würde „die Krise der Zeitungen weiter verschärfen“ und sei kein Zukunftskonzept. Qualitätsjournalismus brauche „gesicherte Rahmenbedingungen, deshalb ist die Anwendung des Kollektivvertrags auch Voraussetzung für die zukünftige Journalismus-Förderung“, so Teiber.

Zeitungen in Bedrängnis

Erst am Montag wurde bekannt, dass 22 Mitarbeiter der Print-Ausgabe des „Volksblatts“ ihren Job verlieren. Das Printprodukt wird eingestellt. Im Juli wiederum wurde das Ende der ältesten Tageszeitung der Welt, der „Wiener Zeitung“, betrauert: Auch sie wurde, infolge eines Regierungsbeschlusses von Türkis-Grün, in ihrer Printversion eingestellt.

Zuletzt sorgten auch Umstrukturierungen bei „Kurier“, „Kleiner Zeitung“ und „Heute“ für Aufregung in der Branche. Beim „Kurier“ werden Stellen abgebaut, bei der „Kleinen“ ebenso. Bei „Heute“ werden Online- und Printredaktion zusammengeführt, wie in der Vorwoche berichtet wurde.

Durch hohe Papierpreise, Energiekosten und Vertriebsprobleme sowie die Erhöhung der Kollektivvertragsgehälter im Juni um 8,6 Prozent stehen viele Medienmarken enorm unter Druck. Zeitgleich schwindet die Zahl internationaler Digitalkonzerne, die wichtige Werbekunden abwerben. Der VÖZ habe den Journalisten-KV „überfallsartig und ohne, dass der VÖZ das Gespräch mit uns gesucht oder irgendwelche Forderungen erhoben hätte“, heißt es seitens der Gewerkschaft. Die „schwierige Situation der Zeitungsunternehmen kann und wird nicht auf dem Rücken der Kolleg:innen bewältigt werden“.

(red.)

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