Reportage

„Alijew ist nicht aufzuhalten“: Armenier befürchten Ausweitung des Krieges

Goris ist die erste Station für Flüchtlinge aus Berg-Karabach. Jetzt wächst die Angst, dass der Krieg auch hierher kommt.
Goris ist die erste Station für Flüchtlinge aus Berg-Karabach. Jetzt wächst die Angst, dass der Krieg auch hierher kommt.AFP/Jocard
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Zigtausende Flüchtlinge strömen aus Berg-Karabach in den Süden Armeniens. Dort fürchtet man, ebenfalls von Aserbaidschan angegriffen zu werden. Denn Aserbaidschan und die Türkei wollen hier einen Korridor errichten. Ein Lokalaugenschein.

Goris ist ein Touristenziel: Das südarmenische Städtchen liegt in einem Talkessel auf mehr als 1300 Metern ­Seehöhe. Umrahmt wird es von schroffen Bergen und bizarren Felsformationen. Auch seine robusten Steinhäuser mit den charakteristischen Holzbalkonen sind ein Anziehungspunkt. Doch dieser Tage zieht Goris in erster Linie Vertriebene aus Berg-Karabach an. Es ist Schauplatz einer humanitären Tragödie. Knapp 70.000 Menschen haben bis Donnerstag die Gebirgsprovinz verlassen. Zehntausende werden noch erwartet.

Die Menschen sind gezeichnet von den Strapazen der Fahrt. In der historischen Altstadt erhalten sie Essenspakete, stehen vor Handyshops für armenische SIM-karten an, versuchen ihr Leben neu zu ordnen. „Ich habe keine Ahnung, wie es weitergeht“, sagt ein Mann. So geht es den meisten.

Die 20.000-Einwohner-Stadt ist für die Flüchtlinge die erste Station in Sicherheit. Doch wie stabil die Lage in Goris und der umliegenden Provinz Sjunik ist, ist fraglich. Die Folgen des neuen Karabach-Kriegs sind nicht einmal ansatzweise gelöst, da droht schon neue Kriegsgefahr.

»Wenn Alijew und Erdoğan das wollen, wird es Krieg geben.«

Suren, Verkäufer auf dem Markt von Goris

Aserbaidschan und die Türkei drängen auf die Einrichtung einer Landverbindung zwischen beiden Ländern durch den Süden Armeniens. Der aserbaidschanische Machthaber, Ilham Alijew, der Armenien wiederholt als „Westaserbaidschan“ bezeichnet hat, lässt dabei offen, ob diese Verbindung auf dem Verhandlungsweg oder mit militärischen Mitteln geschaffen werden könnte.

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