Schachnovelle

Klassiker als Graphic Novel: Eine allerletzte Partie

Kunstvoll. Einflüsse von Gustav Klimt sind auf den Kleidern der Damen oder auf dem Gilet des Gefangenen zu erkennen. 
Kunstvoll. Einflüsse von Gustav Klimt sind auf den Kleidern der Damen oder auf dem Gilet des Gefangenen zu erkennen. Beigestellt
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Grandios gezeichnetes Drama: Klassiker als Graphic Novel zu gestalten ist im Trend. Mit der „Schachnovelle“ ist David Sala ein großer Wurf gelungen.


Im brasilianischen Exil schrieb Stefan Zweig 1941/42 die „Schachnovelle“ sein bekanntestes und letztes Werk. Der Text erschien posthum am 7. Dezember 1942 in Buenos Aires in einer limitierten Auflage von 300 Exemplaren. Mittlerweile wurde allein die Fischer-Taschenbuchausgabe mehr als zwei Millionen Mal verkauft. 1960 kam die „Schachnovelle“ unter der Regie von Gerd Oswald in die Kinos (mit Curd Jürgens und Mario Adorf), 2021 gab es eine weitere Verfilmung von Philipp Stölzl.

Das Buch ist eine Anklage gegen die Barbarei der Nationalsozialisten: Im Zentrum der Handlung steht die Konfrontation der psychischen Abgründe, die ein ehemaliger Gefangener der Gestapo in sich trägt, mit der oberflächlichen Lebenswelt wohlhabender Reisender. Das Schachspiel hat anfangs nur die Rolle einer bloßen Unterhaltung an Bord des Schiffes und erhält erst durch die Figur des Gefangenen Dr. B., der sich während seiner Haftzeit intensiv mit Schach beschäftigt hat, seine tiefere Bedeutung. Das Schachspiel rettet den Protagonisten einerseits vor dem geistigen Verfall, andererseits führt ihn das exzessive Schachspiel in einen Zustand des Wahnsinns.

Klassiker als Graphic Novel zu gestalten ist im Trend.
Klassiker als Graphic Novel zu gestalten ist im Trend.Beigestellt

Kokettieren mit dem Jugendstil. Vor Kurzem ist nun also auch die „Schachnovelle“ als Graphic Novel herausgekommen großartig illustriert und adaptiert von dem vielfach ausgezeichneten französischen Comiczeichner David Sala. Er spielt virtuos mit Farben und Formen, konfrontiert die Betrachterin, den Betrachter mit verschiedenen Kunststilen unterschiedlicher Epochen: Einmal kokettiert er mit dem Jugendstil, dann wieder mit dem Kubismus oder mit den Grafiken von M. C. Escher, und ein andermal mit zeitgenössischen Künstlern wie dem Argentinier Antonio Segu . Sala malt mit Aquarellfarben, was besondere Effekte wie zarte Schatten oder Farbübergänge ermöglicht.

Die Graphic Novel erschien zunächst in Frankreich, der kleine, aber feine Wiener Bahoe Verlag brachte eine deutsche Übersetzung heraus: Mit Zweigs Originaltext. Es ist nicht der erste Klassiker in Comic-Form. Von Goethes „Faust“ bis George Orwells „1984“ gibt es eine breite Auswahl. Der Bahoe-Verlag hat dabei offenbar einen Hang zu Frankreich, besonders empfehlenswert sind auch „Die Kinder der Résistance“.

„Schachnovelle“

Illustriert von David Sala, erschienen bei Bahoe Books. „Die Kinder der Résistance“ behandeln in fünf Bänden die NS-Zeit aus Kinderperspektive.

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