Quergeschrieben

Stell dir vor, es gibt ein Ranking, und niemanden interessiert es

Universitäten, Wissenschaft, Forschung wären für die Zukunft von Bedeutung. Eine jährliche internationale Beurteilung zeigt: Österreich kann sich kaum verbessern. 

Krisen hin, Vorwahlkampf her – irgendwie scheint dieses Land einfach nicht von der Endlosschleife der politischen Kuriositäten wegzukommen. Wiener Kleingärten, vormals Schrebergärten genannt, werden landauf, landab debattiert. McDonald’s-Hamburger als Schnitzel für Arme – angeblich – auch. Der Klub der Altherren der FPÖ, der sich absichtsvoll nach Afghanistan verirrt hat, ebenfalls. Von einem Marie-Antoinette-Moment ist bei Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) die Rede, von einem Silberstein-Moment bei Andreas Bablers SPÖ wegen eines Gaus im Mailverkehr. Das alles saugt Aufmerksamkeit ab, bindet Energie.

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Gleichzeitig aber wurde diese Woche bekannt, dass von den 22 öffentlichen und den 17 privaten Universitäten hierzulande wieder keine einzige Institution im internationalen Ranking von „Times Higher Education“ unter den hundert besten Institutionen zu finden ist. Die Universität Wien als Bestplatzierte ist auf Rang 119. Vom diesjährigen Ergebnis wurde zwar in den Qualitätsmedien groß berichtet, nach Reaktionen von Politikern auf den Befund suchte man am Freitag aber vergeblich. Das ist einigermaßen verständlich, waren doch die meisten Spitzenpolitiker mit Irrläufern in den sozialen Medien (Video von Nehammers Wutrede, vermeintliches Strategiepapier für SPÖ und Burschenschafter im Land des Hindukusch) beschäftigt. Die Grünen schienen damit ausgelastet, dem Koalitionspartner Nehammer zur Seite zu springen oder den internen Ärger über diesen zu dämpfen. Dass aber die Neos, deren politisches Kernstück doch die Bildung ist, jedenfalls nichts öffentlich Nachweisbares dazu zu sagen hatten, verblüfft doch einigermaßen. Falls doch in irgendeinem medialen Eck irgendetwas zum Zustand der heimischen Universitäten als Reaktion auf das Ranking geflüstert wurde: Sobald ein Thema der Politik wichtig ist, kann es auch von nur mäßig Interessierten kaum ignoriert werden.

»Vom diesjährigen Ergebnis wurde zwar in Qualitätsmedien groß berichtet, nach Reaktionen von Politikern suchte man am Freitag aber vergeblich. «

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