Präsidentenwahlen

Nazi-Skandal im argentinischen Wahlkampf

Javier Milei bei einer Wahlkampfveranstaltung. Er gilt als Favorit bei der Präsidentschaftswahl in Argentinien am 22. Oktober.
Javier Milei bei einer Wahlkampfveranstaltung. Er gilt als Favorit bei der Präsidentschaftswahl in Argentinien am 22. Oktober. Reuters / Cristina Sille
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Bei einer Wahlkampfrede fragte Martín Krause, der designierte Bildungsminister des Favoriten Javier Milei, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn die Gestapo aus Argentiniern bestanden hätte. Denn dann hätte es Bestechung gegeben und „jede Art von Ineffizienz“. Der Verband der jüdischen Gemeinde verurteilt die Banalisierung des Holocausts.

Gut drei Wochen vor der Präsidentenwahl in Argentinien haben Äußerungen aus dem Lager des libertären Populisten Javier Milei für einen handfesten Nazi-Skandal in dem südamerikanischen Land gesorgt. „Stellt euch vor, die Gestapo hätte aus Argentiniern bestanden. Wäre das nicht viel besser gewesen?“, sagte der designierte Bildungsminister des Favoriten bei der Wahl am 22. Oktober, Martín Krause, bei einer Veranstaltung der Universität Torcuato Di Tella.

„Anstatt sechs Millionen Juden zu ermorden, wären es viel weniger gewesen. Es hätte Bestechung gegeben, jede Art von Ineffizienz, sie hätten geschlafen. Aber das gab es nicht, es waren eben Deutsche. Das war das Problem.“ Mit seiner Äußerung wollte Krause offenbar auf die vermeintliche Ineffizienz der argentinischen Behörden hinweisen.

Der Verband der jüdischen Gemeinden Argentiniens (DAIA) übte scharfe Kritik. „Wir verurteilen die Banalisierung des Holocaustes durch Martín Krause“, schrieb die Gruppe am Freitag in einer Stellungnahme. „Wir warnen den Präsidentschaftskandidaten vor dem unangemessenen Missbrauch der Shoa in der öffentlichen Debatte und bestehen darauf, dass das Gedenken an sechs Millionen Ermordete nicht beschmutzt werden darf.“ Die jüdische Gemeinde in Buenos Aires ist eine der größten außerhalb von Israel.

Krause entschuldigt sich für Aussagen

Auch die konservative Präsidentschaftskandidatin Patricia Bullrich verurteilte die Äußerungen. „So jemanden kann Javier Milei nicht als Verantwortlichen für die Bildung unserer Kinder vorschlagen. Er ist ein Barbar“, schrieb sie auf X. Krause bat später um Verzeihung. Er habe auf Defizite im Bildungssystem hinweisen wollen und einen unangebrachten Vergleich gewählt.

Am 22. Oktober wählen die Argentinier einen neuen Staatschef. Aus den Vorwahlen war der rechte Populist Milei überraschend als Favorit hervorgegangen, gefolgt von der konservativen früheren Innenministerin Bullrich und dem Wirtschaftsminister Sergio Massa aus dem linken Regierungslager. (APA/DPA)

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