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Ein Aufpasser für die Deutsche Bank

Konzernchef Christian Sewing stemmte die Sanierung der Deutschen Bank. Diese ist zwar abgeschlossen, der Sparkurs gilt weiter.
Konzernchef Christian Sewing stemmte die Sanierung der Deutschen Bank. Diese ist zwar abgeschlossen, der Sparkurs gilt weiter.Reuters / Ralph Orlowski
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Eine Zusammenführung der IT sorgte für Chaos bei der Deutschen Bank und deren Tochter Postbank. Nun greift die Bafin ein.

Wien. Die Deutsche Bank schafft es nicht so recht aus den negativen Schlagzeilen heraus. Zwar wurde im vergangenen Jahr mit einem Milliardengewinn das beste Ergebnis seit zehn Jahren geschafft, aber Konzernchef Christian Sewing kämpft trotzdem an mehreren Fronten. Jahrelang waren die Jahresergebnisse der Deutschen Bank zum Verzweifeln. 2019 nahm das Geldinstitut unter der Führung von Sewing eine Sanierung in Angriff. Damals wurde teilweise schon das Überleben der Bank infrage gestellt, schließlich kam es immer wieder zu Verlusten in Milliardenhöhe.

Vor allem die Investmentbank nahm einen großen Teil der Sanierung ein und wirft seither die größten Gewinne ab. Durch den großen Teil an Investmentbanking hat die Deutsche Bank eine ähnliche Struktur wie sie auch die Credit Suisse aufwies. Und als die Tumulte in der Schweizer Bankenwelt aufkamen, stürzte auch die Aktie der Deutschen Bank stark ab. Durch die rasche Übernahme der UBS blieb es aber nur bei einer kleinen Erschütterung der Bankenwelt. Der radikale Umbau wurde mit Ende 2022 abgeschlossen und gilt als geglückt. Trotzdem hat sich das deutsche Finanzinstitut weiter einem strikten Sparkurs verschrieben.

Großprojekt in der IT

Nun drängt sich für die Deutsche Bank ein neuer Strang an Problemen auf: das IT-Großprojekt der Tochter Postbank. Tausende Kundenbeschwerden landeten bei der deutschen Finanzaufsicht Bafin. Ziel des Projektes war eine Zusammenführung der Verträge der beiden Unternehmen auf einer Plattform: zwölf Millionen Kunden der Marke Postbank und sieben Millionen Kunden der Deutschen Bank. Im Frühjahr 2022 fiel der Startschuss. Schon im Jahr 2009 hatte die Deutsche Bank die Postbank sukzessive übernommen.

Die Integration des Instituts verlief bislang schleppend. Im Juli sollte die Umstellung der Postbank-IT ursprünglich abgeschlossen sein. Davon ist nun keine Rede mehr. Kunden konnten in den vergangenen Wochen teilweise nicht auf ihre Konten zugreifen, das betraf sowohl Girokonten als auch Wertpapierdepots. Die Kontaktaufnahmen via Hotline scheiterten, der Kundenservice war kaum erreichbar. Auch Kontokündigungen waren nicht möglich. Und Kunden, deren Konten aufgrund von finanziellen Problemen mit einer Kontopfändung konfrontiert waren, hatten auch nach Aufhebung der Pfändung teilweise wochenlang keinen Zugriff auf das Konto.

Bafin schickt einen Berater

Und wie erklärt Sewing die Probleme? Man habe die Situation unterschätzt, gab der Konzernchef an. „Bei den Pfändungsaufhebungen sollten wir Mitte Oktober wieder auf dem korrekten Stand sein“, sagte er zudem auf einem Banken-Gipfel in Frankfurt Ende September. Dies hat der Deutschen Bank bereits eine Rüge der Bafin eingebrockt. Behördenchef Mark Branson bezeichnete das Chaos bei der Postbank als „inakzeptabel“.

Indessen setzt die Bafin weitere Schritte: Wegen der IT-Probleme schickt die deutsche Finanzaufsicht der Muttergesellschaft einen zweiten Sonderbeauftragten ins Haus. „Er soll überwachen, dass das Institut die Einschränkungen im Kundenservice zügig und vollständig beseitigt“, teilte die Bafin am Montag mit. Die Behörde habe diese Maßnahme ergriffen, um die Interessen von Verbraucherinnen und Verbrauchern zu schützen.

Ein erster Sonderbeauftragter wurde bereits im Jahr 2018 in den Reihen der Deutschen Bank installiert. Dieser sollte die internen Kontrollen zum Schutz vor Geldwäsche überwachen. Auch damals ging die Initiative von der deutschen Finanzmarktaufsicht aus.

400 neue Arbeitsplätze

„Wir machen Fortschritte bei der Verbesserung der Bearbeitungszeiten bei der Postbank im Rahmen des mit der Bafin vereinbarten Aktionsplans“, gab ein Sprecher der Deutschen Bank am Montag in einer Aussendung bekannt.

Erste Vorbereitungen wurden bereits getroffen: So seien im Kundendienst schon jetzt 400 zusätzliche Vollzeitkräfte eingestellt worden, mehrere hundert weitere Arbeitskräfte sollen in den kommenden Wochen hinzukommen. „Unser Ziel ist es, schnellstmöglich das Vertrauen unserer Kundinnen und Kunden zurückzugewinnen“, erklärte das deutsche Geldhaus.

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