Joggerin getötet

Tödliche Attacke: Wurde Hund Elmo als Schutzhund ausgebildet? Wie gefährlich ist das?

American Staffordshire Terrier sind durch die Attacke wieder vermehrt in Verruf geraten.
American Staffordshire Terrier sind durch die Attacke wieder vermehrt in Verruf geraten.Imago / Imagebroker/alimdi / Arterra
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Nach der tödlichen Attacke eines Listenhundes auf eine Joggerin in Oberösterreich kommen immer mehr Details zutage. So soll der American Staffordshire Terrier Elmo zu Hobbyzwecken als Schutzhund ausgebildet worden sein. Doch was heißt das überhaupt? 

Am Montag hat ein Hund in Oberösterreich eine Joggerin totgebissen. Die Tierschutzorganisation „Pfotenhilfe“ kritisiert nun, dass die Besitzerinnen den American Stafforshire Terrier durch Schutzhundetraining bzw. Sportschutz abgerichtet hätten. Fotos des Hundes namens Elmo, die in den sozialen Medien verbreitet wurden, würden das beweisen. Dass eine solche Ausbildung etwas mit der Attacke zu tun hat, kann nicht genau gesagt werden. Was aber passiert bei diesem Training?

„Sportschutz“ ist ein Hobby, in das Hundehalter oft viel Energie und Freizeit hineinstecken. Laut der Homepage der Österreichischen Hundesport Union ist „Sportschutz“, die wohl „fordernste Ausbildung für Hund und Hundeführer“. Demnach lernen Hunde in der Ausbildung: „das kontrollierte Ausleben seiner vorhandenen Triebanlagen. Spiel und Kampf um die Beute.“ Außerdem die absolute Bereitschaft des Hundes, sich dem Menschen unterzuordnen. Gleichzeitig wird auf der Homepage aber auch die Kritik schon aufgegriffen, die viele mit dem Hundesport verbinden: „Scharfmachen, Aggression, Kampfhund“.

Hund soll Überfall abwenden

Für schwache Nerven ist der Sport sicherlich nichts. So wird dem Hund etwa beigebracht, wie er im Fall eines Überfalles seinen Hundeführer schützen kann. Laut Prüfungsverordnung muss er zeigen, dass er einen Überfall „auf seinen Hundeführer energisch abzuwehren, die Entwaffnung des Scheintäters durch den Hundeführer aufmerksam zu überwachen, anschließend das Abführen des Scheintäters zu eskortieren und Fluchtversuche durch Nacheilen und Zufassen zu verhindern, einen gestellten Scheintäter zu bewachen und wiederum dessen Flucht zu verhindern.“

Auch werden von dem Hund zwei Mutproben gefordert. So soll er zwei Angriffe eines Scheintäters (mit Schuss bzw. Stockbedrohung) „energisch und sicher abzuwehren.“

Der Hund ist auf die Beute, nicht auf den Mensch fixiert

Auf der Homepage heißt es aber auch, dass eine derartige Ausbildung sehr viel „Wissen über hundliche Verhaltensweisen, Einfühlungsvermögen, Geduld, Selbstdisziplin und entsprechendes Verantwortungsgefühl“ bedeutet. Dass eine Ausbildung gut ist (oder gut verläuft) erkenne man daran, dass sich der Hund während der Arbeit vom Schutzhelfer anfassen und streicheln lasse, weil der Hund auf den Schutzarm (Beute) fixiert sei – und eben nicht auf den Helfer.

Dass diese Ausbildung mit der Attacke von Schutzhund Elmo zusammenhängt, ist freilich nicht belegt. Die Tierschutzorganisation „Pfotenhilfe“ kritisiert aber die Ausübung des Sportes bereits in einer Aussendung. Auch, weil jetzt wieder die Diskussion über die Gefährlichkeit von einzelnen Hunderassen im Vordergrund steht, anstatt die Diskussion über Hundehalter und wie sie die Tiere halten. „Wenn es um Tiere geht, ist nach wie vor immer und ausschließlich der Mensch das Problem! Insbesondere dann, wenn er unschuldige Tiere zu lebenden Waffen macht“, so Pfotenhilfe-Chefin Johanna Stadler in der Aussendung.

In Wien ist Sportschutz verboten

In Wien ist laut Wiener Tierhaltegesetz Sportschutz für Privatpersonen übrigens seit 2014 verboten. Im Gesetzestext heißt es: „Schutzhundeausbildung § 8a. Die Ausbildung von Hunden zu Schutzzwecken (Schutzhundeausbildung) sowie sonstige vergleichbare Ausbildungen von Hunden, die ein gegen den Menschen gerichtetes Angriffsverhalten beinhalten, sind verboten. Dieses Verbot gilt nicht für die Ausbildung von Diensthunden des Bundes.“

Die Organisation Pfotenhilfe fordert nun in einer Aussendung eine bundesweite Verankerung des Verbotes. Auch die gewaltfreie Hundetrainerin und gerichtlich beeidete Sachverständige, Ursula Aigner, wird zitiert. „Hunden beizubringen, Menschen zu beißen, sollte für Private endlich verboten werden. Die Verwechslungsgefahr ist zu groß: im Training soll er auf gewisse Bewegungen zubeißen, im Alltag nicht. Hunde sind Familienmitglieder und dürfen nicht als Statussymbol oder gar Waffe missbraucht werden.“

>> Homepage der Österreichischen Hundesport Union

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