Industrie

Die Metaller als Speerspitze der Arbeiterbewegung: Gilt das noch?

Monja Eder macht eine neue Maschine betriebsbereit. Bis Dezember soll sie laufen.
Monja Eder macht eine neue Maschine betriebsbereit. Bis Dezember soll sie laufen.Clemens Fabry
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In der Lohnrunde der Metaller werden auch heuer wieder alte Rituale zelebriert. Die Branche selbst hat mit diesen alten Bildern schon lang nichts mehr zu tun.

Es ist sechs Uhr früh. Monja Eder, eine blonde junge Frau mit Brille, steht vor einem großen, teilweise durchsichtigen Kubus mit Kolben, Trichter und vielen heraushängenden Kabeln. Eine neue Maschine, die für den Betrieb fertig gemacht werden will. Neue Maschinen sind Monjas Metier. „Sie sind wie eine frische Wiese.“ Sie liebt es, etwas Neues in Bewegung zu bringen. Monja ist Mechatronikerin und damit per Definition Metallerin.

Die Metaller stehen dieser Tage wieder einmal im Rampenlicht. Seit Montag verhandeln sie über die Lohnerhöhungen, und wegen der hohen Inflation ist die Lohnforderung der Gewerkschaft einigermaßen spektakulär: Sie fordert 11,6 Prozent mehr Lohn und Gehalt, plus eine Ausweitung des Urlaubsanspruchs. Wirtschaftsforscher haben diese sogar noch als moderat bezeichnet. Basis für die Lohnforderung ist nämlich eine Inflation von 9,6 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten. 2013 haben sich die Verhandler auf plus 2,6 bis 3,2 Prozent geeinigt. Von solchen Dimensionen können die Arbeitgeber heute nur träumen.

Es war abzusehen, dass diese Lohnverhandlungen nicht gemächlich werden. Und so drohte die Gewerkschaft am Freitag, nur fünf Tage nach Verhandlungsbeginn, mit der ersten Stufe der Eskalation: Betriebsversammlungen. Anlass war die Konjunkturprognose. Wifo und IHS prognostizieren nun für heuer eine leichte Rezession. Vor diesem Hintergrund drängt die Gewerkschaft auf eine rasche Einigung. Denn je schlechter die wirtschaftlichen Aussichten, desto geringer die Aussicht auf kräftige Lohnsteigerungen für die 200.000 Beschäftigten.

Monja Eder macht eine neue Maschine betriebsbereit. Bis Dezember soll sie fertig seni.
Monja Eder macht eine neue Maschine betriebsbereit. Bis Dezember soll sie fertig seni.Clemens Fabry

Die Metallerlohnrunde ist immer auch sehr viel Folklore: Die Arbeitgebervertreter empfangen die Chefverhandler mit einer Gefolgschaft von Betriebsräten in der Wirtschaftskammer. Man schüttelt einander die Hände, zieht sich hinter verschlossene Türen zurück, tauscht die Forderungen aus. Viel ist Inszenierung. Was hinter den geschlossenen Türen passiert, wissen nur die Verhandler. Am Ende isst man zusammen Würstel und lässt die Sozialpartnerschaft hochleben.

Das alles immer in Begleitung der Öffentlichkeit. Denn dem Metallerlohnabschluss haftet der Ruf an, Vorreiter für andere Branchen zu sein. Aber ist das heute überhaupt noch so?

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