Analyse

Die SPÖ und der Nahost-Konflikt - eine Geschichte der Ambivalenz

SPÖ-Chef Andreas Babler
SPÖ-Chef Andreas BablerAPA / Roland Schlager
  • Drucken

Eine linke Haltung und eine gefühlte Immunität gegenüber Kritik aufgrund der jüdischen Herkunft führender Genossen: Warum Teile der sozialdemokratischen Partei in Österreich die Sache der Palästinenser teilten. Von Bruno Kreisky über Heinz Fischer bis Andreas Babler.

„Mit Entsetzen habe ich Bilder einer kleinen Gruppe gesehen, die in Wien die scheußlichen Angriffe der Hamas auf israelische Zivilisten feiert. Schämt euch! Ihr sprecht nicht für uns Menschen mit arabischer/palästinensischer Herkunft. Solidarität mit den Opfern und ihren Angehörigen“, schrieb die SPÖ-Nationalratsabgeordnete Muna Duzdar am Samstagabend. Die Rechtsanwältin ist palästinensischer Herkunft. Duzdar war auch eine der engagiertesten Unterstützerinnen Andreas Bablers bei der SPÖ-Vorsitzwahl. Sie übernahm dann das Nationalratsmandat der zurückgetretenen Pamela Rendi-Wagner.

Die SPÖ und der Nahost-Konflikt – das war stets von Ambivalenz geprägt. Die Sozialdemokratische Partei war seit ihren Gründungstagen maßgeblich von Menschen jüdischer Herkunft getragen – von Parteigründer Victor Adler angefangen. Ihre größten Erfolge feierte sie unter Bruno Kreisky, Sohn aus assimilierter jüdischer Familie. Aus diesem Selbstverständnis heraus waren SPÖ-Politiker oft unter den schärfsten Israel-Kritikern, sie glaubten, sich das eher erlauben zu können als andere. Zudem taten sie es auch aus einer linken Haltung heraus, in der Antikolonialismus, die Bewunderung für Freiheitskämpfe außerhalb Europas, Solidarität mit den Schwächeren und Antikapitalismus verschwammen.

Allen voran Bruno Kreisky. Er pflegte eine demonstrative Freundschaft zu PLO-Führer Jassir Arafat. Er gab Sätze von ihm wie „Wenn die Juden ein Volk sind, so sind es ein mieses Volk“. Kreiskys Bruder, zu dem er nicht das allerbeste Verhältnis hatte, lebte in Israel.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.