Neueröffnung

Café Engländer am Praterstern? „Ein Platz mit einer sehr guten Energie!“

Christian Wukonigg vor der neuen Dependance seines Cafés.
Christian Wukonigg vor der neuen Dependance seines Cafés.Mirjam Reither
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Eigentlich wollte Christian Wukonigg nie ein zweites Café Engländer. Nun gibt es eines – ausgerechnet inmitten des lang berüchtigten Knotenpunkts.

Straßenbahnen und Busse bleiben stehen, eine S-Bahn rumpelt davon. Baulärm ist zu hören und das Hintergrundrauschen des umgebenden Kreisverkehrs. Durch das Dach über dem Vorplatz ist ein Teil des Riesenrads zu erkennen. Ein paar wenige Menschen nutzen an diesem Vormittag die „Pratoide“, jene „pratersternförmigen“, elliptischen Sitzbänke rund um die Bäume, die die Stadt im Zuge der (neuerlichen) Neugestaltung des Platzes 2022 errichten ließ.

Aus dieser Zeit stammte auch das Pure, jenes Lokal in der ehemaligen Polizeistation, dessen nachhaltiges, rein vegetarisches Konzept sich offenbar nicht ganz durchsetzen konnte. Vor diesem steht nun Christian Wukonigg und betrachtet zufrieden den eben montierten Schriftzug über der Eingangstür: Café Engländer Praterstern steht da in schlichten Lettern. Wie auf Bestellung bleibt ein Radfahrer stehen: „Alles Gute“, wünscht er, „eine super Idee.“

Das findet auch Wukonigg selbst, wobei: Im ersten Moment, gibt er zu, habe er das gleiche gedacht wie manch anderer: Praterstern? Naja. Das war, als einer der Architekten der Neugestaltung des Knotenpunkts im Engländer hatte fallen lassen, dass das Lokal schon wieder zu haben sei. „Ich bin dann aber hergekommen“, erinnert sich Wukonigg, „hab es mir angeschaut und war innerhalb kürzester Zeit von dem Platz eingenommen.“

Großartig findet er etwa die Lage, „in der Mitte des zweiten Bezirks“, mit 100.000 Menschen im direkten Einzugsgebiet. Und das Schlagwort vom Brennpunkt Praterstern, das gelte „überhaupt nicht mehr.“ Die früher oft explosive soziale Atmosphäre sei beruhigt. Dazu die Grünflächen, Parkbänke, Springbrunnen, der Gastgarten des Lokals. „Ich glaube, dass das ein unglaublich starker, schöner Platz ist mit einer sehr guten Energie“, sagt Wukonigg. „Es ist frei, luftig, schön. Also hab ich zugesagt.“ Wie schnell? „Nach zehn Minuten.“

„Logische Weiterentwicklung“

An diesem Punkt könnte man erwähnen, dass Wukonigg selbst 32 Jahre lang erklärt hatte, dass es nie eine Dependance seines beliebten Cafés in der Wiener Innenstadt unweit von Kabarett Simpl und Wollzeile geben werde, „weil man dieses Konzept nicht multiplizieren kann“. Hier habe er nun zum ersten Mal das Gefühl: „Das ist die logische Weiterentwicklung meines Lokals“.

Selbiges hatte er 1990 an der Stelle des „gemütlichen, verschlafenen“ Café Windhaag eröffnet. Er selbst damals die Wiederbelebung eines Kaffeehauses der Jahrhundertwende vor sich, „das ein sehr lebendiges, lautes war.“ Deshalb habe man ins damalige Engländer auch eine neue Bar hineingebaut, „um die Leute zum Stehen und Interagieren, zum Herumgehen und Reden zu bringen.“ Eine Verbreiterung der Bar, damit man daran auch wirklich gemütlich lehnen kann, ist denn auch eine der wenigen Änderungen im ehemaligen Pure (die andere: Aus dem Take Away-Teil wurde ein Gastraum).

Apropos Gasträume: Auch für Architektur und Einrichtung des neuen Lokals kann Wukonigg schwärmen. Das Haus, in dem sich früher die Polizeidienststelle befand, steht unter Denkmalschutz und spiegelt mit seinem sternförmigen Grundriss quasi das Luftbild des Pratersterns. Dazu komme die Tatsache, dass man in allen vier Gasträumen sitzen kann (die fünfte „Nische“ beherbergt die offene Küche) und dabei immer Bewegung sehe. „Es gibt überall was zu schauen, es ist sehr lichtdurchlässig und einfach unterhaltsam.“

Für eine Bedarfsanalyse müsse man jedenfalls nur aus dem Fenster sehen. So sei er etwa mit der nahen Wiener Wirtschaftskammer „befreundet“; deren Mitarbeiter seien Stammgäste bei ihm in der Postgasse gewesen, als die Kammer noch am Stubenring residierte. Auch ein Mietervertreter aus einem der neuen Viertel habe sich schon erkundigt, ob das mit dem neuen Engländer schon offiziell sei – er werde immer wieder gefragt, „wo man denn hingehen könne“.

Bleibt nur noch die Eröffnung am Dienstagabend zu überstehen. Drei Jahre ist es her, dass Christian Wukonigg zuletzt ein neues Lokal aufgemacht hat. Das Paul & Vitos eröffnete im Herbst 2020 am Petersplatz, und weil da gerade Pandemie war, durften nur 50 Leute dabei sein. „Danach hab ich hunderte Menschen getroffen, die beleidigt waren, weil ich sie nicht eingeladen habe.“

Diesmal habe er das gegenteilige Problem. „Ich bin ja nicht das Schweizerhaus“, seufzt er, als wieder einmal das Telefon klingelt. „Ich habe alle in meinem Bekanntenkreis eingeladen – und es haben sich weit mehr angemeldet, als ich verarbeiten kann. Das heißt, es wird ein bisschen chaotisch. Ich hab schon ein bissl Angst. Aber im Zweifelsfall ist mir die jetzige Situation lieber.“

Auf einen Blick

Das Café Engländer hat 1992 in der Postgasse an der Stelle des ehemaligen Café Windhaag eröffnet und ist u. a. Stammlokal vieler Künstler und Medienleute. Daneben betreibt Gründer Christian Wukonigg noch das Paul & Vitos; die Bar 1010 hat er vor Kurzem an seine Co-Betreiberin abgegeben.

Das Café Engländer Praterstern orientiert sich im Konzept (breites Publikum, im Grunde gleiche Karte) am Stammhaus und ist ab Mittwoch geöffnet: Mo-Sa 8 bis 1 Uhr, So und Feiertage 10 bis 1 Uhr. Web: cafe-englaender.com

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