Währung

Ökonom Peter Bofinger: „Digitaler Euro hat keinen Nutzen“

Banken sollen selbst eine digitale Zahlungsinfrastruktur bereitstellen, meint Bofinger.
Banken sollen selbst eine digitale Zahlungsinfrastruktur bereitstellen, meint Bofinger.Unbekannt
  • Drucken

Digitales Bargeld sei wie alkoholfreier Wein, meint Peter Bofinger. Der Nutzen sei gering, die Kosten hoch, das Risiko nicht ohne. Es gebe bessere Alternativen.

Die Diskussion um den geplanten digitalen Euro reißt nicht ab. In drei bis vier Jahren könnte es ihn bereits geben. Es wäre Geld direkt von der Zentralbank, so wie Bargeld. Anleger könnten es direkt auf ihren eigenen Wallets (digitalen Geldbörsen) halten. Das Geld würde den Inhabern gehören – anders als das Giralgeld, das lediglich eine Forderung an die Bank darstellt. (Um den Banken das Geschäft nicht zu zerstören, ist derzeit aber an eine Obergrenze, etwa 1000 oder 3000 digitale Euro pro Person, gedacht). 

Das Projekt ist hoch umstritten. Befürworter begrüßen eine zusätzliche, praktische digitale Zahlungsmöglichkeit, die es auch Menschen ohne Bankkonto ermöglichen könnte, digital zu zahlen. Außerdem wäre das Geld der Kunden vor Bankenpleiten sicher. Vor allem aber könnte Europa der Dominanz von US-Zahlungsdienstleistern wie Visa, Mastercard oder Paypal etwas entgegensetzen. Kritiker verweisen auf die Gefahr für die Privatsphäre der Nutzer.

Auch bei den Banken hält sich die Begeisterung in Grenzen, da der Zahlungsverkehr derzeit ihre Domäne ist und nicht die der Zentralbank. Die Bundessparte Banken und Versicherungen der Wirtschaftskammer hat den deutschen Ökonomen Peter Bofinger eingeladen, um über Nutzen und Risiken des digitalen Euro zu referieren. Sein Urteil: Der Nutzen sei gering, die Kosten hoch, das Risiko groß.

Ordnungspolitisch wäre ein solcher Eingriff der Notenbank in das Geldsystem nur gerechtfertigt, wenn ein Marktversagen vorliege, und das sei nicht der Fall, meint Bofinger. Das wisse auch die EZB und argumentiere deswegen makroökonomisch. Sie betone, dass es wichtig wäre, der Dominanz von US-Konzernen im Zahlungsbereich etwas entgegenzusetzen. Doch das könnten die Banken selbst besser. Bofinger verweist auf die „European Payments Initiative“, einen Zusammenschluss europäischer Zahlungsdienstleister und Banken mit dem Ziel, ein einheitliches europäisches Zahlungsverfahren für Kunden und Händler mit eigener Infrastruktur zu schaffen, das Visa und Mastercard die Stirn bieten könnte. Die Einführung eines digitalen Euro könnte dieses Vorhaben im schlimmsten Fall sogar behindern.

Mehr Sicherheit? Eher nicht

Da es für Kontengeld ohnehin die Einlagensicherung gäbe, hätten Bankkunden auch nicht mehr Sicherheit, wenn sie ein zweites Konto mit digitalen Euro hätten, zumal es ja eine Obergrenze geben soll.

Die Kosten für die parallele Infrastruktur wären für die Banken und Händler erheblich. Auch politische Risiken gebe es: Da der Nutzen des digitalen Euro nicht ersichtlich sei, würde seine Einführung das Narrativ stärken, dass man Bargeld abschaffen wolle. Die EZB sage zwar, dass sie das nicht beabsichtige, ob man ihr das abnehme, sei eine andere Frage.

Gefahren für die Privatsphäre sieht Bofinger allerdings kaum. Da die Banken die Konten für den digitalen Euro verwalten sollen, wäre die Privatsphäre bei Onlinenutzung in dem gleichen Ausmaß gewährleistet wie jetzt bei Girokonten. Bei Offlinenutzung könnte sie höher sein. Doch Leute, die auf Privatsphäre großen Wert legen, würden ohnehin Bargeld bevorzugen. Bofinger verwies darauf, dass die Bargeldnutzung relativ zur Wirtschaftsleistung steige.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.