Nahost

Kämpfe gefährden Finanzierung von Israels Technologiefirmen

Das Regus Gebäude, MATAM High Tech Campus in Haifa.
Das Regus Gebäude, MATAM High Tech Campus in Haifa. IMAGO/xgelia78x
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Krieg ist kein gutes Umfeld für Investitionen. Die Technolgiebranche war bereits wegen der Justizreform unter Druck geraten. Seit Anfang des Jahres floß weniger Kapital in den Sektor.

Die Kämpfe mit der radikal-islamischen Hamas könnten die schleppende Erholung der israelischen Technologiebranche abwürgen. „Auslandsinvestitionen werden in den nächsten Wochen und Monaten zurückgehen“, prognostiziert Jon Medved, Geschäftsführer des Wagniskapitalgebers OurCrowd. Auch Avi Hasson, Chef der gemeinnützigen Organisation Start-up Nation Central, die aufstrebende Firmen und potenzielle Investoren zusammenbringt, äußert sich skeptisch.

„Solange wir uns mitten im Krieg befinden, ist es schwer vorstellbar, dass große Geschäfte zustande kommen.“ Seit Samstag toben heftige Kämpfe, vor allem rund um den von der Hamas kontrollierten Gaza-Streifen. Als Reaktion auf die Angriffe der radikal-islamischen Gruppe fliegt Israel Vergeltungsangriffe auf Gaza und ruft 300.000 Reservisten zu den Waffen, darunter auch Beschäftigte der Technologieunternehmen. Das sei kurzfristig ein großer Belastungsfaktor, sagt Jack Ablin, Gründungspartner des Vermögensberaters Cresset. Außerdem muss der Schutz zahlreicher Firmenstandorte drastisch erhöht werden, viele Technologiefirmen haben Verbindungen zum Militär.

Bei Cyber-Sicherheit und KI weltweit ganz vorne

Der Hightech-Sektor ist seit Jahrzehnten der am stärksten wachsende Teil der israelischen Wirtschaft. Die Firmen gehören unter anderem bei Cyber-Sicherheit und Künstlicher Intelligenz (KI) zur Weltspitze. Etwa 14 Prozent aller Arbeitsplätze, knapp ein Fünftel der gesamten Wirtschaftsleistung, ein Viertel der Einkommenssteuer-Einnahmen und mehr als die Hälfte der Exporte Israels gehen auf ihr Konto.

Allerdings musste die Branche bereits vor Ausbruch der Kämpfe Rückschläge einstecken. So fiel durch die Pleite der Silicon Valley Bank (SVB) ein wichtiger Kreditgeber weg. Außerdem verunsicherten die umstrittene Justizreform der Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und die damit verbundenen Massenproteste Investoren.

Dadurch erhielten israelische Technologiefirmen einer Studie der Research-Häuser IVC und LeumiTech zufolge im ersten Halbjahr 2023 rund 70 Prozent weniger Kapital als im Vorjahreszeitraum. Im dritten Quartal habe das Minus allerdings nur noch bei 14 Prozent gelegen, der Abschwung verlor also an Dynamik. Seit Jahresbeginn hat die Branche der Studie zufolge insgesamt etwa 5 Milliarden Dollar (4,7 Milliarden Euro) eingesammelt.

Mittel- und langfristig erwartet Start-up Nation Central-Chef Hasson aber keine Beeinträchtigung des israelischen Technologiesektors. „Er ist in der Lage, während eines Konflikts zu funktionieren und sich auch davon zu erholen. Ich glaube nicht, dass die Investoren das Vertrauen in Israel so schnell verlieren werden.“

Für Hillel Fuld, PR-Berater für Start-ups, könnte das Land sogar von der aktuellen Welle der internationalen Solidarität profitieren. „Dies könnte dazu beitragen, dass Investoren, die bisher gezögert haben in Israel zu investieren, einen Anreiz erhalten.“ (APA)

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