Hamas auf Social Media

„Twitter ist ein Kriegsschauplatz ohne Moral“

Auf Twitter/X kursieren Falschinformationen zum Terrorangriff der Hamas auf Israel
Auf Twitter/X kursieren Falschinformationen zum Terrorangriff der Hamas auf IsraelImago / Muhammad Ata
  • Drucken

Die Hamas nutzt aus, dass Twitter oder X unter Elon Musk kaum moderiert wird. Fake-Videos verbreiten sich millionenfach und sind Teil der psychologischen Kriegsführung der Terrororganisation.

Die Videos und Fotos sind zu grausam, als dass man sie beschreiben möchte. Sie zeigen brutalste Gewalttaten und sollen vermeintlich aus der Terrorwelle der Hamas gegen Israel stammen. Die Videos werden millionenfach gestreamt, Fotos zigtausende Male geteilt – vor allem auf der Social-Media-Plattform Twitter, die von ihrem neuen Eigentümer Elon Musk in X umbenannt wurde. Viele dieser Inhalte wurden von der Hamas selbst gestreut, berichtete die „New York Times“. Die Terrororganisation nutze demnach aus, dass unter Musk die Moderation der Plattform großteils abgeschafft wurde.

Von der EU-Kommission wurde der Milliardär deswegen abgemahnt. Sie gab Musk ein Ultimatum bis Mittwochabend, auf einen Brief zu antworten, in dem EU-Kommissar Thierry Breton den X-Eigentümer an die Verpflichtung erinnerte, illegale Inhalte zu löschen. Konkret spricht er in dem Schreiben Falschinformationen und die Verherrlichung von Gewalt an.

Israelischen Gruppen – die soziale Medien nach Desinformation und Gewaltdarstellungen durchkämmen – zufolge, werden die Inhalte zuerst vor allem auf Telegram verbreitet, ehe sie ihren Weg auf X oder andere Seiten finden. „Twitter, oder X, wie es jetzt heißt, ist ein Kriegsschauplatz ohne Moral geworden“, sagt Achiya Schatz, Leiter der iraelischen Organisation FakeReporter der „New York Times“. „In dem jetzt stattfindenden Informationskrieg ist es ein Ort, wo man einfach tun kann, was man will.“

Twitter behauptet, gegen Fake-News vorzugehen

Auf dem offiziellen Profil von X, auf dem über Maßnahmen zur Plattform-Sicherheit informiert wird, hatte es am Montag geheißen, man sei am Wochenende gegen „zehntausende“ Beiträge, mit Darstellung von Gewalt oder Hassrede vorgegangen. Auch seien neu geschaffene Accounts mit Verbindungen zur Hamas entfernt worden.

Forscher der Rutgers Universität in den USA haben herausgefunden, dass gepostete Videos zum Teil aus Videospielen sind, oder Bilder, die als neu verkauft wurden, älter waren und in Syrien aufgenommen waren oder aus Propaganda-Videos der Hisbollah stammen.

Teil der Strategie der Hamas

Konkret nannte Schatz ein Video mit Kindern in Käfigen, das bereits seit Wochen auf Tiktok kursiert. „Wir haben gemeldet, dass das Video Fake ist, und definitiv nicht aktuell und aus Gaza, aber niemand von X hat uns geantwortet“, sagt Schatz. „Die echten Videos sind schlimm genug, da müssen Leute nicht auch noch Fake-Videos teilen.“

Die Desinformation sei Teil ihrer Strategie, sagte ein Mitglied der Terrororganisation Hamas, der anonym bleiben wollte, der „New York Times“. Damit wolle man sein eigenes Narrativ schaffen. Die Inhalte würden Teil der psychologischen Kriegsführung sein, sagte er, und lobte in diesem Zusammenhang die Social-Media-Strategie der Terrorgruppe Islamischer Staat. Diese hatte unter anderem Videos von Enthauptungen verbreitet.

Aufruf an deutsche Regierung, X zu verlassen

Die deutsche Antidiskriminierungsbehörde verlässt X
Die deutsche Antidiskriminierungsbehörde verlässt XDie Presse

Die unabhängige, deutsche Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, Ferda Ataman, rief am Dienstag die deutsche Regierung zum Verlassen von X auf. Ataman kritisierte in einem Schreiben an Regierungssprecher Steffen Hebestreit die Plattformbetreiber massiv und weist auf die mangelhafte Durchsetzung geltenden Rechts auf der Plattform hin. Es sei „zunehmend fragwürdig, ob Regierungs- und staatliche Behörden Öffentlichkeitsarbeit auf einer Plattform betreiben sollten, die zu einem Desinformationsnetzwerk geworden ist und dessen Eigentümer antisemitische, rassistische und rechtspopulistische Inhalte teilt oder verbreitet“, heißt es in dem Brief. (Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.