Nahost-Konflikt

„Froh, wieder hier zu sein“: Erste aus Israel ausgeflogene Österreicher landen

Gelandet: Passagiere des Evakuierungsfluges aus Tel Aviv am Donnerstag nach der Ankunft am Flughafen Wien in Schwechat. - FOTO: APA/MAX SLOVENCIK
Gelandet: Passagiere des Evakuierungsfluges aus Tel Aviv am Donnerstag nach der Ankunft am Flughafen Wien in Schwechat. - FOTO: APA/MAX SLOVENCIKAPA / APA / Max Slovencik
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Die ersten Österreicherinnen und Österreicher sind am Nachmittag in Wien eingetroffen. Ein zweiter Flieger landet am frühen Abend, ein dritter am Freitagnachmittag. Ein Student ist bereits in Schwechat angekommen.

Durch die Angriffe der Terrororganisation Hamas auf Israel ist das Land für viele nicht mehr sicher. Rund 300 Österreicherinnen und Österreicher wollen es deswegen verlassen. Der erste Versuch, sie außer Landes zu bringen, ist fehlgeschlagen. Die dafür vorgesehene Hercules-Maschine war defekt. Das Außenministerium hat aber rasch reagiert und ein anderes Flugzeug organisiert. Zwei Flieger mit österreichischer Besatzung landeten am Donnerstag in Wien. Ein Student, der in Jerusalem ein Auslandssemester absolvieren wollte, ist bereits früher Schwechat angekommen.

Mit leichter Verspätung ist am Donnerstagnachmittag eine erste AUA-Maschine mit 176 aus Israel evakuierten Personen am Flughafen Wien-Schwechat gelandet. Die Passagiere zeigten sich erleichtert, nach dem Überfall von Hamas-Terroristen auf Israel wieder sicheren Boden unter ihren Füßen zu haben. Weitere 83 Österreicherinnen und Österreich sollten um 17:20 Uhr in Wien landen. Sie waren bereits Mittwochabend von Israel nach Zypern geflogen.

Für Freitag ist dann noch ein dritter Evakuierungsflug geplant, wie das Außenministerium mitteilt. Geplanter Abflug in Tel Aviv ist um 12:00 Uhr, Ankunft in Wien gegen 14:45 Uhr. Man prüfe zudem laufend weitere Ausreisemöglichkeiten über den Landweg, heißt es aus dem Ministerium.

Ein „zweiter Holocaust“

Eine in Ashkelon - eine Stadt im Südbezirk Israels - verheiratete Mutter hatte sich mit ihren beiden Kindern zu in Österreich lebenden Angehörigen ausfliegen lassen.

In Israel sei es jetzt „ganz schlimm“, schilderte die 25-Jährige in der Ankunftshalle in Schwechat Journalistinnen und Journalisten: „Diesmal ist es Krieg.“ Sie habe sich wegen ihrer beiden kleinen Kinder entschlossen, das Land zu verlassen: „Mein Mann ist im Krieg. Er ist in der Armee.“ Sie habe sich zunächst von Ashkelon nach Jerusalem begeben („Da habe ich mich sicherer gefühlt“) und sei jetzt in Wien: „Aber mein Herz ist immer da (gemeint: in Israel, Anm.). Wir werden das durchstehen.“ Was Israel widerfahren sei, sei „der zweite Holocaust. Die ganze Welt soll das sehen.“

Eine 22-Jährige aus Wien hatte gemeinsam mit ihrem Vater und ihrer Schwester einen insgesamt dreiwöchigen Israel-Urlaub geplant, als das Land von Hamas-Terroristen angegriffen wurde. „Seit Sonntag war es eine heftige Zeit“, berichtete die junge Frau. Sie habe ihr Hotel in Tel Aviv nicht verlassen und sei nun „froh, wieder hier zu sein“. Ein Mittdreißiger berichtete der APA, er sei nach Raketenangriffen in einen Schutzbunker geflüchtet und hoffe jetzt, „dass das ein Ende nehmen wird und der Terror besiegt wird.“ Eine weitere Passagierin des vom Außenministerium gecharterten Airbus A320 erklärte, Israel erlebe derzeit „den Horror“, es sei „eine Katastrophe“. Dagegen sei es „ein Traum, daheim zu sein“.

Ein 31-jähriger Wiener, der seit Oktober in Haifa ein Master-Studium absolviert, will dagegen dieses so rasch wie möglich wieder aufnehmen. Im Gespräch mit der Austria Presse Agentur verlieh er am Flughafen seiner Hoffnung Ausdruck, in einigen Wochen wieder zum Studieren nach Israel reisen zu können. Ursprünglich hätte der Mann schon am Mittwoch mit einer Hercules-Transportmaschine zurück in die Heimat gebracht werden sollen, doch wegen einer Panne fiel dieser Flug aus. „Da hätte ich mir eine bessere Planung erwünscht. Einen Tag früher oder einen Tag später aus einem Kriegsgebiet zu kommen, spielt schon eine Rolle“, hielt der 31-Jährige fest.

Student: Erst einmal schlafen

Vor den zwei offiziellen Evakuierungflügen ist ein 27-jähriger Student in Wien angekommen. Er hatte sich in dem Flugzeug nach Zypern befunden. Von dort organisierte sich der Student eigenständig einen Flug nach Wien. Der Studierende an der Angewandten hätte ein Auslandssemester in Jerusalem absolvieren sollen und befand sich seit einer Woche in Israel, als Hamas-Terroristen das Land angriffen. Sirenen hätten ihn am Wochenende geweckt, ein Mitbewohner hätte ihm dann von Raketenangriffen berichtet, schilderte der junge Wiener am Flughafen Medienvertreterinnen und -vertretern: „Ich habe dann relativ pragmatisch zu handeln versucht.“

Über Tel Aviv schaffte es der junge Wiener, am Mittwoch einen Platz in einer israelischen Maschine nach Zypern zu bekommen: „Seit gestern habe ich gewusst, ich bin sicher.“ Jetzt wolle er erst einmal in seine Wohnung und schlafen, meinte der 27-Jährige, der von seinen Eltern am Flughafen abgeholt wurde.

8000 Österreicher in Israel

Am Flughafen in Larnaka (Zypern) steht ein Krisenteam bestehend aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Österreichischen Botschaft Nikosia und Angehörigen des österreichischen Bundesheers bereit, um die Österreicherinnen und Österreicher bestmöglich zu unterstützen. Für Notunterkünfte auf Zypern sei gesorgt. Auch am Flughafen in Tel Aviv würden die ausreisewilligen Österreicherinnen und Österreicher von einem „rot-weiß-roten Krisenteam“ betreut, hieß es aus dem Außenministerium.

Mehr als 8000 Österreicherinnen und Österreicher leben in Israel, mehr als 200 von ihnen haben sich bei der Österreichischen Botschaft gemeldet, um Unterstützung bei der Ausreise zu erhalten. (APA/schev)

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